Vernetzt, verstrickt, verwoben

Anziehendes aus dem südlichen Abya Yala

Die textilen Traditionen Lateinamerikas reichen lange vor die europäische Invasion zurück und sind eng mit der wechselvollen Geschichte und lebendigen Gegenwart verwoben. Eine kleine Auswahl präkolumbianischer Webarbeiten lässt deren vorkoloniale Bedeutung erahnen und liefert Anhaltspunkte für Bedeutungszuschreibungen in der Gegenwart.

Im Rahmen eines Praxisseminars hatten Ethnologie-Studierende der LMU die Möglichkeit, im Museum Fünf Kontinente selbst eine Ausstellung zu kuratieren - hier sehen Sie die Teilprojekte für die Ausstellung:

Für die Verbindung einheimischer mit kolonial-europäischen Moden, zuweilen mit ironischem Unterton, stehen die narrative Textilkunst aus dem Andenraum Boliviens (Markus Dolinsky) und Perus (Marie-Theres Wandinger). Farbenprächtiger Körperschmuck der Mebêngôkre aus dem Amazonastiefland (Anna-Maria Palmberger) führt die unterschiedlichen Maßstäbe adäquater Bekleidung vor Augen. Von der Projektion religiöser Vorstellungswelten auf tragbare Verhüllungen zeugen Textilien der Shipibo aus Peru (Pia Mayer-Gampe) ebenso wie Maskengewänder der Karihona (Ira Eue). Kleidung der Maya in Guatemala (Katharina Kröner) wie der Guna in Panama (Linda Nowottny) stehen für die Visualisie-rung sich wandelnder Identitäten in gewebten und gestickten Mustern. Vom langen Widerstand seit der inkaischen Expansion über die Kolonialzeit bis heute erzählen Kleidung und Schmuck der Mapuche (Katharina Neumaier). Nicht zuletzt rückte bei der Auseinandersetzung mit Objektbiographien wie z.B. bei der Sammlung von Spix und Martius (Anka Krämer de Huerta) das Museumsdepot als Fundus, und Ausstellungen in ethnographischen Museen als Modus für die (Re)interpretation von Exponaten und Ethnographica in den Vordergrund.