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Körperschmuck der Mebêngôkre (Kayapó)

Anna-Maria Palmberger

Die Mebêngôkre, allgemein bekannt unter dem Namen Kayapó, leben heute am Río Xingú im Nordosten Brasiliens. In Europa sowie in Südamerika sind sie wahrscheinlich am bekanntesten für ihre politischen Proteste in der Öffentlichkeit, bei denen sie mit Körperbemalung sowie Körperschmuck z.B. in Form von Federschmuck auftreten. Mit Beginn der Kolonisation im 19. Jahrhundert gerieten sie in den Ruf, äußerst aggressiv zu sein; unter anderem aus dem Grund, weil sie viele, zum Teil sehr blutige Konflikte austragen mussten. Diesen Ruf haben sie sich im Laufe der Jahre für ihre Proteste um den Erhalt des Regenwalds zu Nutzen gemacht. Internationale mediale Aufmerksamkeit erlangten sie unter anderem, als es indigenen Anführern wie Raoni Metukire und Paulinho Payakan gelang, ehemals verfeindete Gruppen zu vereinen.

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MFK, Nicolai Kästner: Halsschmuck meni jarapê (Detailansicht). Mebêngôkre (Kayapó), Rio Xingú, Nordost-Brasilien.

In den frühen 1990er Jahren starteten die Mebêngôkre eine weltweite Kampagne gegen den Altamira-Staudamm und für den Regenwald; ihre Kampagne wurde dabei von Prominenten wie z. B. dem Popsänger Sting unterstützt. Im Zuge dessen wurde auch ihr Körperschmuck bekannt, dessen Herstellung und Benutzung einem komplexen Regelwerk unterliegen. Das Recht, diese Schmuckstücke zu tragen, oder die für ihre Herstellung erforderlichen natürlichen Materialien zu verwenden, ist bestimmten Personen vorbehalten. Um die Erlaubnis zu erhalten, einen bestimmten Schmuck zu tragen, braucht ein Individuum die Unterstützung der Gemeinschaft, was ein Verhältnis der Gegenseitigkeit oder Reziprozitätsverhältnis mit sich bringt – das heißt, er oder sie ist dazu verpflichtet, etwas dafür als Gegenleistung zu geben. Darüber hinaus werden den hierfür verwendeten Materialien Kraft und spezielle Eigenschaften zugesprochen, nicht zuletzt da sie von der Lebensessenz der Vorfahren durchdrungen sind, die auf den Träger ebendieser Schmuckstücke übertragen werden können. Die Rechte innerhalb der indigenen Gemeinschaften und Dörfer, die mit dem Tragen verbunden sind, werden daher als Privilegien angesehen.

Begleitheft zur Ausstellung (S. 6–10)


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