Ethnologie
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Institut für Ethnologie

Ethnologie ist eine beschreibende und vergleichende, sowie reflexive und theoretisch orientierte Kultur- und Sozialwissenschaft. Ihr Arbeitsgebiet umfasst sowohl fremdkulturelle Kontexte, als auch die eigene Gesellschaft, einschließlich der Konstruktion und Dekonstruktion des Eigenen und des Fremden. Ziel der Ethnologie ist es, dynamische kulturelle und gesellschaftliche Prozesse, Handlungskontexte und Sinnstiftungen vor allem aus den Perspektiven der Handelnden zu verstehen. Im Gegensatz zur wachsenden Differenzierung und Spezialisierung anderer Wissenschaften richtet sich die Perspektive der Ethnologie besonders auf die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Teilgebieten von Kultur und Gesellschaft. Methodisch zeichnet sich die Ethnologie durch die ethnographische Feldforschung aus, die eine längerfristige Teilnahme am Leben der untersuchten Gruppen einschließt.

Fachgeschichtlich bedingt hat sich die Ethnologie (ehemals Völkerkunde) zunächst mit außereuropäischen, früher als schriftlos und nicht-staatenbildend betrachteten Gesellschaften befasst. Dieses traditionelle Feld wurde im Laufe der Entwicklung des Faches auf alle Gesellschaften und alle Formen menschlicher Lebensbewältigung, -führung und -gestaltung erweitert. Somit ist das Blickfeld der heutigen Ethnologie weder zeitlich noch räumlich begrenzt. Die Selbstreflexion hinsichtlich Begriffen, Theorien und Methoden führt die Ethnologie zu einer kritischen Sicht der eigenen Kultur und Gesellschaft. Im Zuge der Globalisierung erfährt das Fach Ethnologie gerade in jüngster Zeit eine sichtlich wachsende Nachfrage und Praxisorientierung. Das steigende Interesse von Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit zeigt die gesellschaftspolitische Relevanz unserer Disziplin.

Geschichte des Instituts

Mit der Einrichtung ethnographischer Sammlungen und Museen begann um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Entwicklung der Völkerkunde als eigenständige wissenschaftliche Disziplin. In München setzte völkerkundliche Arbeit mit der Eröffnung der "Ethnographischen Sammlung" 1868 ein. Als Studienfach an der Universität wird Völkerkunde erst seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gelehrt - zunächst durch die Direktoren des Museums für Völkerkunde. Seit 1955 besteht ein eigener Lehrstuhl für diesen Studiengang; entsprechend dem persönlichen Forschungsinteresses seines ersten Inhabers, H. Baumann, konzentrierten sich Forschung und Lehre unter besonderer Berücksichtigung historischer Fragestellungen vornehmlich auf die Völkerkunde Afrikas. Baumann war - auch nach dem 2. Weltkrieg noch - ein ausgeprägter Verfechter des deutschen Kolonialismus, der von einem Zusammenhang zwischen "Rasse" und Kultur ausging. Unmittelbar nach der Reichstagswahl von 1932 trat er in die NSDAP ein. Dennoch wurde er nach dem Krieg in der frz. Besatzungszone als "Mitläufer" eingestuft.1)

In der Nachfolge Baumanns setzte H. Straube die Afrika-Tradition am Münchner Institut fort. Der zweite regionale Schwerpunkt, die Asienforschung (v. a. Südasien und Südostasien) gewann stark an Bedeutung nachdem M. Laubscher 1985 (bis 2008) den Lehrstuhl übernahm. Anfang der 2000er Jahre führten Sparmaßnahmen der Universität zum Abbau der Afrikanistik während die Spezialisierung auf Südasien fortgeführt wurde. Inzwischen wurde die Arbeit des Instituts auch wieder mit einem starken Fokus auf die Amerikas ergänzt.

 

1) Braun, Jürgen. 1995. Eine Deutsche Karriere. Die Biographie des Ethnologen Hermann Baumann (1902-1972). Münchner Ethnologische Abhandlungen 14. München, Akademischer Verlag.

 

 

(Weitere Clips finden Sie hier oder im Youtube-Channel der Visuellen Anthropologie München)


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