Ethnologie
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Lebenswelten der Guna

Linda Nowottny

Guna Yala, das Land der Guna, ist eine Provinz von Panama, in der heute alleine 35.000 und damit die meisten Guna leben. Daneben bewohnen sie die kleineren Distrikte Wargandi und Madungandi sowie zwei kleine Dörfer in Kolumbien. Obwohl ursprünglich der dichte Daríen-Regenwald auf dem Festland ihre Heimat war, leben die meisten Guna heute verteilt auf Inseln der Küste Guna Yalas (San-Blas-Archipel) sowie in den Großstädten Panamas. Die Guna gelten vielen indigenen Gruppen Lateinamerikas als Vorbild, denn sie haben sich 1925 erfolgreich gegen die Gewaltherrschaft der panamaischen Polizei gewehrt. Seit dem Friedensvertrag von 1938 verfügen sie über ein klar definiertes Gebiet unter autonomer Verwaltung.

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Photo: MFK, Nicolai Kästner: Mola gole igar, Guna, Kolumbien, 1965. Inv.-Nr. 10-330 853. Sammlung: Ernst Josef und Elise Fittkau. Dieses abstrakt wirkende Muster symbolisiert die Spur des Einsiedlerkrebses im Sand.

Eine der zentralen Errungenschaften war das Recht der Frauen ihre handgefertigten mola-Blusen wieder tragen zu dürfen. Als mola, oder in der Sprache der Guna morak, werden sowohl die rechteckigen Nähstücke, als auch die mit ihnen versehenen Blusen bezeichnet. In dieser farbenfrohen Erscheinung repräsentieren Frauen die Mutter Erde. Die Entstehung der Muster wird in einer mythischen Erzählung beschrieben, in der einst eine Frau namens Nebagiryai in ihren Träumen in andere Sphären reisen konnte. Dabei entdeckte sie erstmals die tiefer liegenden Muster der Natur. Auch heute werden die Inspirationen für mola-Designs in der Natur oder auch in Alltagsgegenständen, Mythen, politischen Ereignissen und TV-Figuren gefunden. Durch die Herstellung von molas, die mittlerweile weltweit verkauft werden, wurden die Frauen der Guna zu einer wichtigen ökonomischen Stütze ihrer Familien. Molas sind damit sowohl Kleidung, kulturelles Identitätsmerkmal als auch ökonomisches Mittel.

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Photo: MFK, Nicolai Kästner: Mola mit Soldat und Panzer, Guna, Panama, vor 2000. Inv.-Nr. 05-326 928. Während des Baus des Panamakanals und des 2. Weltkrieges standen Guna in engem Kontakt mit US-amerikanischen Soldaten und verkauften diese molas auf Anfrage. Für einen besseren Verkauf der molas wurden die Designs thematisch angepasst. Mit dem zunehmenden Tourismus in Panama seit den 60er Jahren werden molas vermarktet, und stellen heutzutage eine wichtige Einnahmequelle für nicht wenige Guna-Frauen in Panama dar.

Begleitheft zur Ausstellung (S. 23–25)


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