Ethnologie
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Therese von Bayern: Prinzessin in Sammelwut

Markus Dolinsky

Für eine Dame des Hochadels schlug Therese Prinzessin von Bayern (1850–1925) eine ungewöhnliche Karriere ein. Als Ethnologin, Zoologin und Botanikerin bereiste sie die Welt und legte über die Jahrzehnte eine umfangreiche Sammlung von Ethnografika, Fotografien sowie Tier- und Pflanzenpräparaten an. 1898 besuchte sie das westliche Südamerika; Hauptziel dieser Reise war es, die Königlichen Sammlungen zu erweitern. Therese von Bayern war besonders daran interessiert, eine peruanische Mumie zu erwerben. In Lima konnte sie gleich zwei kaufen, aber das Prestige eines eigenen Grabfundes ließ sie sich dennoch nicht entgehen. Obwohl sie ausdrücklich die Zerstörungen und Plünderungen in der Nekropole von Ancón kritisierte, warb sie vor Ort zwei professionelle Schatzsucher an, mit deren Hilfe sie ein Mumienbündel samt Grabbeigaben ausgrub.

Kaum hatte Therese von Bayern den peruanischen Küstenbereich verlassen und die Anden betreten, änderte sich ihr Forschungs- und Sammlungsinteresse grundlegend. Anstelle präkolumbischer Relikte beschäftigten sie nun die zeitgenössischen Bewohner*innen des peruanisch-bolivianischen Grenzgebietes. Dass es auch dort Ruinenstätte gab, wie z.B. die bei La Paz gelegene archäologische Stätte Tiahuanaco, war Therese bekannt, blieb bei der Reiseplanung jedoch unberücksichtigt. Mit Interesse beobachtete sie stattdessen die religiösen Praktiken der Hochlandbevölkerung, deren Unterdrückung durch die Großgrundbesitzer ihr nicht verborgen blieb. In ihren Reiseaufzeichnungen mischen sich rassenkundliche Betrachtungen mit ihren persönlichen von Mitgefühl gekennzeichneten Eindrücken. Gerade die bunten Tanzfeste der Aymara faszinierten Therese von Bayern. Auf dem Markt in La Paz kaufte sie zahlreiche Kleidungsstücke und Tanzaccessoires, ehe sie sich unter Zeitdruck stehend über Chile auf den Heimweg machte.

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Einblicke in die Sammlung/Vitrine: Two purses in the shape of costume dolls. Peru oder Bolivien, vor 1909, Inv.-Nr. I-1854. Foto: Markus Dolinsky (2020).

Begleitheft zur Ausstellung (S. 33–38)


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