Ethnologie
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Vortrag im Oberseminar

Am Montag, den 26. Januar 2015 hält Anna-Maria Walter, MA (Institut für Ethnologie, LMU) einen Vortrag über: Verinnerlichte sharm in der Region Gilgit

26.01.2015 um 18:00 Uhr

Vortrag im Oberseminar

 

Anna-Maria Walter, MA, Institut für Ethnologie, LMU

Verinnerlichte sharm in der Region Gilgit, Nordpakistan

Den Blick in der Öffentlichkeit keusch zu Boden zu richten oder Lachen im schnell vorgezogenen Schleier zu ersticken gehört zum täglichen Repertoire der Frauenrolle im pakistanischen Hochgebirge. Das lokale Konzept von sharm umfasst nicht nur sich zu schämen, sondern auch Schüchternheit. Meine Ergebnisse basieren auf bis dato zehn Monaten Feldforschung im Rahmen meines DFG-Projekts zu Mobiltelefonie und Kommunikation in der Region Gilgit; der Fokus liegt dabei auf gender-Themen. In diesem Vortrag möchte ich Eindrücke und Erfahrungen aus dem Alltag mit und unter Frauen verarbeiten. Um das unangenehme Gefühl von Peinlichkeit zu vermeiden, disziplinieren sich Frauen in Gilgit vorsorglich selbst. Oft wird sharm daher als Demonstration von Anstand in der Öffentlichkeit interpretiert. Diese Dimension möchte ich um eine innere Instanz erweitern: Scham wird von Mädchen und Frauen gespürt, ist nicht nur aufgesetzt. Mithilfe von Csordas methodischer Linse des embodiment untersuche ich den spontanen, unreflektierten Ausdruck von Gefühlen, die sich bis in intimste Bereiche des Sexuallebens ziehen. Obwohl hier kaum soziale Norm für schamhaftes Verhalten existiert, ist sharm als Ausdruck des verinnerlichten Habitus trotzdem präsent. Csordas embodiment beschreibt Reaktionen, die noch vor dem Prozess der (Selbst-) Objektivierung stattfinden. Schüchterne Zurückhaltung ist Subjekt unbewusster kollektiver Denkweisen, worin sich sowohl islamische, als auch kulturelle Einflüsse manifestieren. Gleichzeitig wirkt der Akt wiederholter Handlungen auf den Körper zurück. In Anlehnung an Butlers Konzept des embodiment als diskursive Performativität beeinflusst schamhaftes Verhalten auch die Psyche der Einzelnen. Es findet ein doppeltes embodiment statt: Der Ausdruck des Habitus verstärkt sich durch seine körperliche Ausführung selbst.

 

Wann?     Montag, 26. Januar 2015 , 18 Uhr
Wo?         Institut für Ethnologie, Oettingenstraße 67, 80538 München
                Raum L155 (Obergeschoss) Lageplan

 

Für die Veranstaltungsreihe hat Herr Prof. Dr. Martin Sökefeld in diesem Semester ein vielseitiges Programm mit interessanten Themen und ReferentInnen zusammengestellt.

Der Überblick über das Oberseminar im Wintersemester 2014/15 finden Sie als pdf hier: [Link]

Mehr Informationen über Vorträge und Tagungen am Institut für Ethnologie für das Wintersemester 2014/15 finden Sie unter  „Veranstaltungen".

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