Ethnologie
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Forschungsprojekt: Muslimische Minderheiten und Inkorporationsregimes. Ein Vergleich der Ahmadi- und Alevi-Diaspora in der Schweiz

 

alevi_aargauWährend im öffentlichen Diskurs der Schweiz - wie in anderen Ländern auch - in der Regel von „dem Islam“ die Rede ist, zerfällt die muslimische Landschaft der Schweiz tatsächlich in eine Vielfalt von unterschiedlichen Traditionen und Gemeinschaften. Das Projekt untersucht zwei sehr verschiedene Gemeinschaften im breiten Feld „des Islams“ und trägt dazu bei, diese Vielfalt aufzuzeigen. Gegenstand der Untersuchung ist die Entwicklung der alevitischen und der Ahmadi-Gemeinden in der Schweiz von der ersten Einwanderung bis in die Gegenwart. Dabei geht es insbesondere um Prozesse der Institutionalisierung und Inkorporation im Rahmen des politischen, rechtlichen, gesellschaftlichen und religiösen Kontextes der Schweiz.

Aleviten und Ahmadis unterscheiden sich radikal bezüglich ihrer religiösen Perspektive. Während die Aleviten eine stark säkularisierte Gemeinschaft bilden, die jegliche Missionstätigkeit ablehnt, steht für die Ahmadis, die sehr bemüht sind, Konvertiten zu gewinnen, die Religion sehr viel stärker im Vordergrund. Abgesehen von solchen Unterschieden teilen Aleviten und Ahmadis aber auch bestimmte Charakteristika. So sind beide Gemeinschaften sehr an „Integration“ interessiert, betonen die Gleichberechtigung der Geschlechter, die Bedeutung von Bildung und beide werden vom muslimischen „Mainstream“ als „heterodox“ betrachtet.

Der Vergleich von zwei Gemeinschaften mit sehr unterschiedlichen Verständnisweisen von  Islam und Religion ermöglicht die Identifizierung von gemeinsamen Inkorporationsbedingungen, welche die Schweizer Gesellschaft eingewanderten Religionsgemeinschaften setzt.

Die Studie geht außerdem von der Annahme aus, dass auch der transnationale Kontext die Prozesse der Integration und Inkorporation in der Schweiz mit formt. So engagieren sich Aleviten z.B. auch für die Anerkennung des Alevitentums in der Türkei und für die „europäische Integration“ der Aleviten; die alevitischen Gemeinden in der Schweiz sind überdies stark von den alevitischen Organisationen in Deutschland beeinflusst. Ahmadis sind in eine weltweite Hierarchie eingebunden, an deren Spitze der in London ansässige Khalif steht.

Die beiden Teilstudien werden in sehr enger Abstimmung miteinander durchgeführt und umfassen auch den Vergleich von Inkorporationsbedingungen in verschiedenen Kantonen und Gemeinden.

Das Projekt läuft an der Universität Bern und ist Teil des Nationalen Forschungsprogramms „Religionen, Staat und Gesellschaft“ (NFP 58) des Schweizerischen Nationalfonds.

Projektteam: Prof. Dr. Martin Sökefeld (Leitung), lic. phil. Sarah Beyeler und lic. phil. Virginia Suter-Reich. Beginn: 1. Oktober 2007. Laufzeit: Drei Jahre.

Einen Artikel von Sarah Beyeler und Virginia Suter Reich aus dem Projekt finden Sie hier: Sichtbarkeit von Inkorporationsbedingungen: Ein Vergleich muslimischer Bauvorhaben in der Schweiz. Tsantsa 14, 2009, S. 141-146. (pdf, 126 kb)

Weitere Publikation aus dem Projekt:

Allenbach, Brigit; Martin Sökefeld. 2010. Einleitung. In: Allenbach, Brigit; Martin Sökefeld (Hg): Muslime in der Schweiz. Zürich, Seismo, S. 9-40.

Beyeler, Sarah 2010: Der Inkorporationsprozess der Ahmadiyya-Gemeinschaft in der Schweiz im Kontext ihrer Bauprojekte und Öffentlichkeitsarbeit. In: Allenbach, Brigit und Martin Sökefeld (Hg.): Muslime in der Schweiz. Zürich: Seismo. 66-91.

Beyeler, Sarah; Virginia Suter Reich (2008). Inkorporation von zugewanderten Religionsgemeinschaften in der Schweiz am Beispiel der Aleviten und der Ahmadiyya. Schweizerische Zeitschrift für Religion und Kulturgeschichte 102: 233-259.

Suter Reich, Virginia 2010: Anerkennungspraktiken alevitischer Gemeinschaften im Kontext der Basler Verfassungsreform. In: Allenbach, Brigit und Martin Sökefeld (Hg.): Muslime in der Schweiz. Zürich: Seismo Verlag. 92-123.

 


Servicebereich