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Mobilität und Sinnstiftung: Migration nordamerikanischer Pensionäre nach Mexiko

Mobilität und Sinnstiftung: Migration nordamerikanischer Pensionäre nach Mexiko, gefördert von der Universität Bayern e.V. (Sonderprogramm für neuberufene Professorinnen) sowie von LMUexcellent Bonusmittel für Frauen

Wohl kaum eine Grenze ist so gut dokumentiert wie diejenige zwischen Nordamerika und Mexiko. Sie ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Studien und medialer Repräsentationen. Allerdings liegt das Augenmerk der meisten Studien auf der Migration vom „armen“ Süden in den „reichen“ Norden. Im Kontrast zu dieser populären Perspektive untersucht dieses Projekt die entgegengesetzte Richtung der Nord-Süd-Migration und beschäftigt sich mit nach Mexiko migrierenden nordamerikanischen Pensionären. Diese Form der Nord-Süd-Migration ist zwar kein neues Phänomen, hat aber in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und Lebenswelten auf beiden Seiten der Grenze nachhaltig verändert. Die Gründe für die Migration von Pensionären, ebenso wie ihre Auswirkungen auf lokaler Ebene sind vielfältig und regional zu differenzieren. Während in den Städten an der Pazifikküste Gentrifizierungsprozesse, Segregation und Fragmentierung zu beobachten sind, existieren auch zahlreiche karitative Projekte, die aus dem sozialen Engagement der Pensionäre resultieren. Wohltätigkeitsveranstaltungen jedoch schreiben einerseits Dichotomien zwischen „reichen“ Migranten aus den Norden und „hilfsbedürftigen“ Mexikanern fest, andererseits weisen sie wirkmächtig auf soziale und politische Missstände hin. In der wissenschaftlichen Literatur und auch in den Medien werden nordamerikanische Pensionäre in Mexiko meist kritisch diskutiert und mit „Neokolonialismus“ in Verbindung gebracht. Die vergleichende Feldforschung in Nord- und Südmexiko zeigt jedoch, dass diese Zuschreibungen mit Blick auf die konkreten Interaktionsebenen zu überdenken sind. Die herrschenden Machtbeziehungen beleiben zwar weiterhin bestehen, aber dennoch wissen Mexikanerinnen und Mexikaner diese neuen Mobilitätsmuster und transnational situierten Räume auch kreativ zu nutzen. Sie unterhalten teilweise gewinnbringende Beziehungen zu den neuen Migranten vor Ort und nutzten die transnationalen Bezüge nach Nordamerika, ohne sich selbst auf den Weg zu machen.


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