Vortrag im Oberseminar
Am Montag, den 19. November hält Prof. Wolbert Smidt einen Vortrag über Migranten aus dem Horn von Afrika
19.11.2018 um 18:00 Uhr
Assoc.-Prof. Dr. Wolbert Smidt (Mekelle University und Universität Erfurt)
Die Narrativen von Migranten aus dem Horn von Afrika, ihre Netzwerke, ihre Hoffnungen und Erwartungen vor und nach der Migration
In diesem Vortrag werden Migranten vor allem aus Eritrea und Äthiopien und deren Narrativen aus zwei ganz verschiedenen Blickwinkeln betrachtet: Wie sieht die Situation vor Ort aus, die politische, administrative und wirtschaftliche Situation (die letzteren beiden sind auch immer politisch, da sie mit funktionierenden oder nicht funktionierenden Institutionen zu tun haben), die sie zur Migration bringt? Und welche Vorstellungen gibt es, wie Narrativen zu Europa und zur Flucht und Narrativen zu ihrem eigenen Land oder ihrer Region, die zur Migration führen? Migration wird hier als Ergebnis von komplexen Interaktionen von Informationen, Traditionen, soziokulturellen Verpflichtungen und Verwicklungen, persönlichen Erlebnissen, Zwangssituationen, Hoffnungen und Zukunftserwartungen angesehen, für die es nicht einen Grund gibt, der alles bewirkt. Und Migration wird dabei als eine Art menschliche Konstante beschrieben, die auf generationslangen Strukturen und Verhaltensweisen fusst, diese fortführt und immer wieder neu organisiert - mit sich verändernden Routen und Einwanderungsregionen, auch mit sich verändernden Gründen und Auslösern, doch als gewöhnliches menschliches Verhalten, das jeder funktionierenden Gesellschaft zugrundeliegt - nicht als ein unausweichbares Negativum, sondern als konstitutiv für Gesellschaften. Konkrete Geschichten werden erzählt: Verschiedene Fälle von Migration, z.B. nach Gefangenschaft in einem Lager in Eritrea, oder der Hunger, eine Alternative zum eigenen Land zu erleben - verbunden mit lokalen Erwartungen an potentielle Migranten. Lokale Vorstellungen werden kontrastiert mit Erlebnissen von Migranten im neuen Land: Wer sind sie dort? Gäste? Unerwünschte Wirtschaftsmigranten? Bedauernswerte Folteropfer? Willkommene Wirtschaftshelfer? Die Verwicklung in lokale Netze von Narrativen und Erwartungen wird kontrastiert mit den neuen Verwicklungen im neuen Land.
Meine Afilliierung:
Dr. phil. Wolbert Smidt / Associate Professor in Ethnohistory, assoziiert als PhD-Lehrer mit dem PhD Programme in History and Cultural Studies, Mekelle University & akademisches Mitglied des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt.
Wann? Montag, 19.11.2018, 18 Uhr
Wo? Institut für Ethnologie, Oettingenstraße 67, 80538 München
Raum L155 (Obergeschoss) Lageplan
Für die Veranstaltungsreihe hat Herr Prof. Dr. Frank Heidemann in diesem Semester ein vielseitiges Programm mit interessanten Themen und ReferentInnen zusammengestellt. Mehr Informationen über ehemalige Vorträge am Institut für Ethnologie finden Sie im „Veranstaltungsarchiv".