Ethnologie
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Tätowierte Tropen: Gestochene Geschichten aus Havanna

Eine neue Studie des Instituts für Ethnologie ist erschienen.

16.05.2017

Severin Penger

Tätowierte Tropen: Gestochene Geschichten aus Havanna

Denkt man an Kuba, so zählen Tätowierungen wahrscheinlich nicht zur allerersten Assoziation, sondern eher die typischen Klischees von Revolution, Zigarren oder Palmen. Tätowierte stellen einen blinden Fleck in der Wahrnehmung Vieler dar, obwohl die permanente Markierung auf der Haut, die im tropischen Klima gerne zur Schau gestellt wird, meist das Gegenteil provozieren soll. Diese Arbeit versucht daher Entwicklungen und Zusammenhänge einer dort stark verbreiteten, aber semilegalen, körperlichen Praktik zu beleuchten. Das Tätowieren als kulturelles Phänomen wird dabei einerseits im Kontext größerer gesellschaftlicher Machtgefüge betrachtet und andererseits anhand von spannenden Geschichten einzelner habaneros und habaneras veranschaulicht.

Die Forschung befasst sich mit den Vorstellungen von Ästhetik, Gesellschaft und Werten, die die Bewohner_innen Havannas durch ihre Tätowierungen kommunizieren. Folgt man dabei dem Rhythmus der surrenden Nadeln, welche die Tinte in die Haut stechen, entdeckt man geheime, provisorische Studios im Plattenbau ebenso wie alte, religiöse Tätowiermeister oder angesagte Projekte rund um die Körperkunst im Herzen der Altstadt. Vor allem aber erzählen die Tätowierungen in Verbindung mit ihren Träger_innen eigene Geschichten von Schmerz, Erinnerung, Freude oder Begehren und zeichnen damit ein buntes, vielschichtiges Bild vom Leben in Havanna. Eine Stadt, die sich, wie die Tätowierten und deren Motivation, eindeutigen Zuschreibungen entzieht. Dabei eröffnen die Hautbilder neue, vergängliche Räume für Sehnsüchte, Utopien oder Alltägliches, das ebenso deprimierend wie schön sein kann, sich wiederholt und doch verändert.

Download-Links zu den Studien finden Sie auf der Webseite der Studien des Münchner Instituts für Ethnologie.


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