Ethnologie
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Vortrag im Oberseminar

Am Montag, den 25. Januar 2021 spricht Magnus Treiber über das Deutsche Studien-Syndikat für Abessinien 1926-1936

25.01.2021 um 18:15 Uhr

Prof. Dr. Magnus Treiber (LMU):

Das Deutsche Studien-Syndikat für Abessinien 1926-1936 - Zur Geschichte globaler Verflechtung und Asymmetrie

Um in Äthiopien Konzessionen für Bergbau und Infrastruktur (einschließlich Eisenbahn und Luftverbindungen) zu erwerben und umzusetzen, begründete der deutsche Unternehmer Erwin Mitter mit weiteren Partnern im Jahr 1926 das Deutsch-Äthiopische Studiensyndikat und trat über einen deutschen Mittelsmann in Äthiopien in Kontakt mit Kaiserhof und Adelsvertretern. Das umfassende und mit vielen Schwierigkeiten beladene Vorhaben scheiterte schließlich an der italienischen Besetzung Äthiopiens 1935/36, obwohl auch angerufene NSDAP-Funktionäre sich bei Mussolini für das deutsche Unternehmenssyndikat einzusetzen. Ein umfassender Konzessionsvertrag mit dem Kaiserhof bleibt ohne weitere Berücksichtigung, zahlreiche kleinere und größere Investitionen müssen als Verlust abgeschrieben werden, das Syndikat geht im Streit auseinander. Zurückbleibt umfassendes Archivmaterial. Dieses umfasst sechs Aktenmappen mit jeweils etwa 50 bis 60 Schriftstücken verschiedener Länge, darunter geschäftliche und ausführliche persönliche Briefe, Abschriften, Verträge, Zeitungsartikel, Telegramme sowie bergbaulich und juristische Gutachten.

Bemerkenswerterweise stellt dieses historische Beispiel eine ganz eigene Art postkolonialer Ökonomie dar, da der afrikanische Kontinent und seine Ressourcenversprechen deutschen Unternehmern nach dem Ersten Weltkrieg wesentlich verschlossen blieben. Eigentlich am Erhalt bzw. Wiedererwerb deutscher Kolonien interessiert, mussten deutschnationale, afrikainteressierte Unternehmer daher auf die wenigen nominell unabhängigen Länder des Kontinents ausweichen und dort ohne förmlichen Herrschaftsanspruch Kontakte suchen.

Der Gegenstand wirft zahlreiche Fragen auf, die über Zeit und Region hinausgehen - etwa nach Moderne- und Entwicklungsversprechen in Äthiopien, der Region und dem afrikanischen Kontinent in einer damals wie heute asymmetrischen Welt.

Wann?       Montag, 21. Januar 2020, 18.15 Uhr
Wo? Wie?  Institut für Ethnologie, Oettingenstraße 67, 80538 München
                  via Zoom (Ankündigung mit link per Rundmail)

Download Flyer (208 KB)

Für die Veranstaltungsreihe hat Herr Prof. Dr. Frank Heidemann in diesem Semester ein vielseitiges Programm (pdf, 95 KB) mit interessanten Themen und ReferentInnen zusammengestellt.
Mehr Informationen über Vorträge am Institut für Ethnologie für das Wintersemester 2020/21 finden Sie unter  „Veranstaltungen".


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