Ethnologie
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Die Amerikas: Forschungskolloquium zu den Amerikas aus kulturwissenschaftlicher Sicht

Am Donnerstag, den 20. Oktober 2016 hält Sergej Gordon, M.A. einen Vortrag über "Die Ruine als Träger der nationalen télé-histoire im mexikanischen Film."

20.10.2016 um 18:00 Uhr

Sergej Gordon, M.A. (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

Die Ruine als Träger der nationalen télé-histoire im mexikanischen Film

Unter den Orten, die in der Blütezeit des mexikanischen Films narrativ instrumentalisiert werden, kommt der Ruine als topologischem Verweis auf die télé-histoire (F. Braudel), auf weit zurückliegende historische Zeitschichten, eine besondere Rolle zu. Im Hinblick auf Prozesse der Nationenbildung, die in Mexiko mit der Emergenz des Kinos als Massenmedium koinzidieren, wohnt der „Archäotopie“ (R. Bartra) mehr als die ledige Reminiszenz an eine lokale Antike inne. Der Umgang mit der Ruine als kulturelles Gut und didaktische Vorlage leistet einen wichtigen Beitrag bei der Durchdringung zeitgenössischer Überzeugungen, die gleichermaßen historische Retrospektiven wie Zukunftsbilder im Einklang mit dem Alltagsverstand ordnen.

Im mexikanischen Film wird die Ruine als ein Ort inszeniert, der sowohl hieratische als auch traumatische Konnotationen birgt und eine bedeutende Rolle bei der Konstruktion einer nationalen mexikanischen Identität spielt. In kinematographischer Darstellung werden mit Hilfe der Ruinen sogenannte foundational fictions (D. Sommer) konstruiert und erhärtet und geben einer divergenten Nation ihren symbolischen Rückhalt in Form einer weitläufig homogenisierten Vergangenheit.

Anhand von drei paradigmatischen Filmbeispielen, die die Época de Oro zeitlich einrahmen, wird im Vortrag die Rolle der Ruine in filmischer Darstellung analysiert: An der Schwelle zur Blütezeit legt S. Eisenstein mit dem Prolog des unvollendeten Films Que viva México! (1930) eine frühe filmische Behandlung der mexikanischen télé-histoire vor, die eine ewige Wiederkehr archetypischer Formen suggeriert. In Chilam Balam (1950) wird hingegen die Ruine evoziert als tragischer Ursprungsort der modernen mestizischen Nation. Schließlich bietet Cascabel (1977) eine kritische Retrospektive, die die mythologisierenden Tendenzen der Época de Oro freistellt und anprangert.

 

Wann?            Donnerstag, 20. Oktober 2016, 18 -20 Uhr

Wo?                Oettingenstr. 67, Raum L155 (Obergeschoss)

Veranstalter:  Institut für Ethnologie Lageplan

Programm zu den kulturwissenschaftlichen Forschungen in den Amerikas unter der Leitung von Prof. Dr. Eveline Dürr für das Wintersemester 2016/17 hier zum Download.

Mehr Informationen zu Vorträgen am Institut für Ethnologie im Wintersemester 2016/17 finden Sie unter „Veranstaltungen".

Sie können auch das Archiv mit den Veranstaltungen der vergangenen Jahre besuchen.


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