Ethnologie
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Vortrag im Oberseminar

Am Montag, den 7. November 2016 hält Maria Beimborn M.A. einen Vortrag über "Pakistan´s caring state und seine 2. Klasse Bürger - von Empowerment, minority feeling und Mangos".

07.11.2016 um 18:00 Uhr

 

Maria Beimborn, M.A. (Institut für Ethnologie, LMU)

Pakistan´s caring state und seine 2. Klasse Bürger - von Empowerment, minority feeling und Mangos

In den letzten Jahren boomen wohlfahrtstaatliche Programme in Pakistan. Das Benazir Bhutto Income Support Program wird aufgrund seiner hohen Zahl an beneficiaries international als Modellprojekt sozialer Sicherung gefeiert und auch die Budgets anderer Programme beeindrucken durch historisch ungekannte Beträge und Engagement.

Pakistan – ein Wohlfahrtsstaat?! „Der Staat hilft uns nicht!“ „Es gibt keinen Wohlfahrtstaat!“ sind die spontanen Reaktionen in Pakistans Großstädten. Hingegen prahlen Politiker_innen aller Lager mit der Verwirklichung des Jinnah´schen Traums vom (islamischen) Wohlfahrtsstaat und auch die aktuelle Regierung imaginiert in ihrem Konzeptpapier Vision 2025 eine Gesellschaft in der ökonomische Entwicklung gepaart ist mit care.

Der Vortrag beruht auf eine 12-monatige Feldforschung, die im Rahmen des DFG Projekts „Wohlfahrt als ´Kontaktzone´“ stattfand. Staatliche Wohlfahrt zeigte sich während der Forschung als höchst komplexes sowie diffuses Feld: Programme, Subjekte und Ziele staatlicher Fürsorge wechseln schnell; es ist wage, was wer unter „Wohlfahrtstaat“ versteht und welche Rolle (welcher) Islam in Theorie wie politischer Praxis spielt; der Widerspruch zwischen offiziellen Zahlen und Wahrnehmung der Bürger_innen irritiert; es ist unklar welche Rolle internationale Akteure und Agenden wirklich in dem vermeintlich politisch souveränen Feld spielen; und nicht zuletzt verwirren die eigenwilligen Konstellationen aus staatlichen, zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren.

Klar hingegen ist, dass der „neue“ Wohlfahrtsstaat inklusiv(er) ist, insofern nicht-muslimische Bürger_innen aus den neuen Programmen nicht (mehr) kategorisch ausgeschlossen oder strukturell benachteiligt werden. Der Fokus der Forschung lag auf eben diesen neuartigen Begegnungen von Staat und nicht-muslimischen Bürger_innen, genauer: dem Staat und urbanen Christen_innen. Die religiöse Minderheit lebt zu weiten Teilen in den großen Städten und dort in prekären sozio-ökonomischen Verhältnissen. Zudem führt die Erfahrung von und/oder Angst vor struktureller Gewalt und Diskriminierung zu großem Misstrauen sowohl gegenüber staatlichen Akteuren als auch „der Muslime“, sodass viele ein Leben innerhalb der christlichen Siedlungen und Netzwerke vorziehen. Aktivisten kritisieren offen die „2.Klasse Bürgerschaft“ der religiösen Minderheit.

Der Vortrag beleuchtet die generelle Frage, was in der „Kontaktzone“ (Linke 2006) Wohlfahrt passiert. Im Fokus steht dabei weniger das „doing the state“ (Schlichte 2005), als vielmehr die Erfahrung und Praktiken der Christen_innen. Wie erfahren sie den Staat? (Wie) Verändern sich dadurch Imagination von Staat und Bürgerschaft sowie alltägliche Praxis? Wie verhalten sie sich zu den neuartigen Zugriffen und Anrufungen des Staates als Subjekte staatlicher Fürsorge? Wie steht es um ihre agency und hilft uns hier das Konzept von "welfare citizenship"(Suszycki; Karolewski 2013)?

Wann?     Montag, 7. November 2016 , 18 Uhr

Wo?         Institut für Ethnologie, Oettingenstraße 67, 80538 München
                Raum L155 (Obergeschoss) Lageplan

 

Für die Veranstaltungsreihe hat Frau Prof. Dr. Eveline Dürr in diesem Semester ein vielseitiges Programm mit interessanten Themen und ReferentInnen zusammengestellt.

Mehr Informationen über Vorträge Institut für Ethnologie für das Wintersemester 2016/17 finden Sie unter  „Veranstaltungen".


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