Die Amerikas: Forschungskolloquium zu den Amerikas aus kulturwissenschaftlicher Sicht
Am Donnerstag, den 6. Juli 2017 hält Claudia Bosch einen Vortrag über "Zwischen Ernüchterung und Durchhaltevermögen: (Politische) Teilhabe junger Erwachsener in Peru."
06.07.2017 um 18:00 Uhr
Dipl.-Geogr. Claudia Bosch (KU Eichstätt-Ingolstadt / Zentrum für Lateinamerikastudien (ZILAS)
Zwischen Ernüchterung und Durchhaltevermögen: (Politische) Teilhabe junger Erwachsener in Peru.
Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen in Peru bieten, zumindest theoretisch, mehr Stabilität denn je für die Ausübung staatsbürgerlicher Rechte und zivilgesellschaftlichen Engagements. In Realität jedoch ist die Teilhabe an gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen mit vielfältigen Unsicherheiten behaftet. Junge Erwachsene wurden überwiegend im Kontext der (Re-)Demokratisierung einer Postkonfliktgesellschaft sozialisiert, in der viele der rechtlich verankerten Partizipationsmechanismen auf dezentraler Ebene nur teilweise implementiert wurden und vorhandene Teilhabemöglichkeiten nur von Wenigen in der Bevölkerung wahrgenommen werden. Letzteres liegt nicht zuletzt an der oft als willkürlich empfundenen Funktionsweise staatlicher Institutionen, deren tatsächliche oder vermeintliche Unzulänglichkeiten die jungen Erwachsenen entweder indirekt über ihr soziales Umfeld oder direkt über eigene Erfahrungen mitbekommen. Diese auch durch ökonomische und gesellschaftliche Ungleichheiten (z.B. Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung, Machthierarchien zwischen und innerhalb von Akteursgruppen) entstandenen politisch-partizipativen Mikrokulturen prägen entscheidend, welche Teilhabemöglichkeiten junge Peruanerinnen und Peruaner in den derzeitigen Strukturen sehen und wie diese gelebt werden (können).
Vor dem Hintergrund der angesprochenen Rahmenbedingungen zielt meine Dissertation darauf ab, ein besseres Verständnis von Partizipation aus Sicht junger Erwachsener zu entwickeln. Im Mittelpunkt dieser Grounded Theory Studie stehen dabei die diversen Formen (politischer) Partizipation, die in den letzten Jahren im institutionalisierten oder informellen Rahmen von jungen Erwachsenen (16-31 Jahre) wahrgenommen wurden. Dabei zeigen die vorläufigen Ergebnisse von teilnehmenden Beobachtungen und 63 von mir zwischen 2014 und 2016 im Norden von Peru geführten Interviews diverse aktive und passive Anpassungsstrategien im Umgang mit Hindernissen oder Chancen der Teilhabe auf. Diese reichen von der Entwicklung neuer Partizipationsformen über die Verhandlungen existierender Systeme bis zur Abkehr von jeglichem politischen Engagement. In meinem Vortrag gehe ich vor allem auf Prozesse ein, die letztendlich zur Resignation der jungen Erwachsenen führen und häufig in der Reduktion oder Beendigung ihres politischen Engagements münden.
Wann? Donnerstag, 6. Juli 2017, 18 -20 Uhr
Wo? Oettingenstr. 67, Raum L155 (Obergeschoss)
Veranstalter: Institut für Ethnologie Lageplan
Programm zu den kulturwissenschaftlichen Forschungen in den Amerikas unter der Leitung von Prof. Dr. Eveline Dürr für das Sommersemester 2017 hier zum Download (70 KB).
Mehr Informationen zu Vorträgen am Institut für Ethnologie im Sommersemester 2017 finden Sie unter „Veranstaltungen".
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