Ethnologie
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Mensch-Tier Beziehungen auf einem bayerischen Biobauernhof

Maria Viktoria Probst

Mensch-Tier Beziehungen stellen eine wichtige Form des Zusammenlebens in der Menschheitsgeschichte dar. Heutzutage scheint es insbesondere in Deutschland eine Art Besinnung zurück zur traditionellen „Nutztierhaltung“ als Alternative zur Massentierhaltung zu geben und Tierschutz- und Klimadebatten ein Umdenken fordern. Vor diesem Hintergrund widmete ich meine Forschung dieser speziellen Form des Zusammenlebens von Mensch und Tier in einem System, das sowohl von der Kommodifizierung der Tiere als auch mit dem Wunsch nach deren Wohlergehen lebt. 
Auf einem Biobauernhof mit einer überschaubaren Anzahl an Rindern, Schweinen, Pferden und Hühnern und geführt von einem jungen Landwirtspaar führte ich dazu eine zweiwöchige Feldforschung durch, die ich um weitere Expert*innen-Interviews ergänzte. Ziel war es unter anderem, den ethnologischen Blickwinkel, in dessen Fokus zumeist der Mensch steht, zu öffnen und auch andere Spezies miteinzubeziehen. Im Sinne der Human-Animal Studies wollte ich das System als Ganzes und ineinander verwoben begreifen, weshalb die Tierperspektive nicht außer Acht gelassen werden sollte. Gleichzeitig sollten alte Denkmuster des „Nutztieres“ als identitätsloses, zur Nutzung vorbestimmtes Wesen dekonstruiert werden. Jedoch machte es eben jene kulturell vorgeformte Auffassung von Tieren, die durch meine Mitmenschen im Alltag ständig neu produziert wurde, nicht leicht, eine neue Sichtweise zu etablieren. Dabei legte ich mein Hauptaugenmerk auf das Weltbild, das der Einstellung meiner Forschungspartner*innen zur Nutztierhaltung zugrunde liegt, ausgedrückt in der alltäglichen Praxis und ihren Erzählungen. Hier zeigte sich, dass dass die Gruppen der Biolandwirt*innen und der Tierschutzaktivist*innen ähnliche Konzepte und Narrative verfolgen, um ihre Haltung gegenüber Tieren zu erklären und auch, dass sich die Beziehungen von Menschen zu Tieren oft innerhalb eines Rahmens konstituieren, der erst durch die permanente Aushandlung und das Vorleben innerhalb der eigenen (rein menschlichen) Szene vorgegeben wird.