Gelebte Utopie eines wirklich nachhaltigen Lebens?
Julia Zeller
Die Folgen des anthropogenen Klimawandels sind in letzter Zeit auf extreme Weise in Deutschland spürbar geworden. Der Diskurs darüber, wie wir als Gesellschaft und als Individuen unsere Zukunft aktiv und nachhaltig (neu)gestalten wollen, können und müssen wird daher immer präsenter.
Auch meine ForschungspartnerInnen stellten sich die Fragen: Wie könnte ein glückliches, erfülltes und zugleich nachhaltiges Leben aussehen? Existiert ein solches überhaupt? In welchem Umfang dürfen wir Ressourcen und Energie nutzen? Müssen wir ein Leben des Verzichts führen?
Sie entschieden sich dafür, nicht weiter Teil unserer kapitalistischen Konsumgesellschaft sein zu wollen und haben sich eine Welt geschaffen, welches das Leben der zukünftigen Generationen, sowie die Erde als unser Lebenserhaltungssystem beachtet und respektiert.
Während meiner Forschung stellte ich mir die Frage: „Wie gestaltet sich die Version eines „nachhaltigen“ Lebens dieser Familie und welche Überzeugungen haben sie dazu gebracht, ihr Leben radikal zu ändern?“. Dabei konnte ich nicht nur erfahren, wie Kälte und körperliche Anstrengung den Erkenntnisgewinn beeinflussen können. Interessant war auch, dass Luxus ebenso Konsum von chemikalienfreien und selbstangebauten Lebensmitteln bedeuten und das Wissen über die Klimakrise, mit einer gleichzeitigen Ohnmacht gegenüber radikaler Veränderung, zu starker psychischer Belastung führen kann. Selbstversorgerhöfe können kreative Werkstätten sein, in denen an Ideen einer besseren und nachhaltigeren Zukunft getüftelt wird. Damit sind sie gerade für eine engagierte Ethnologie von Bedeutung.
Foto: Julia Zeller (2021). Auf dem Hof wird vollständig auf fossile Brennstoffe verzichtet. Deshalb werden auf dem Feld Pferde und Ponys eingesetzt, statt bodenverdichtende Traktoren.