Ethnologie
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DFG-Projekt "Markt, Gemeinschaft und Geld in Indien. Konversationen und  Geldkreisläufe bei den Badaga."

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

(DFG-Projekt, Prof. Dr. Frank Heidemann)

Projektmitarbeiter: Jens Martin Zickgraf

Laufzeit 2012-2015

Das Projekt untersucht die Ökonomie der Badaga, einer modernen Bauerngesellschaft in den südindischen Nilgiri-Bergen. In Anlehnung an die u.a. von Stephen Gudeman (1986, 1990, 2001) vorangetriebenen "cultural" bzw. "conversational economics" befasst sich die Forschung mit kulturellen Aushandlungen an den Schnittstellen von Markt und Gemeinschaft. Empirische Schwerpunkte liegen dabei zum einen auf der kleinbäuerlich geprägten Teeindustrie, die sich nach der politischen Unabhängigkeit Indiens 1947 entwickelte, und überwiegend von den Badaga getragen wird. Zum anderen werden lokale Finanzstrukturen und Geldkreisläufe untersucht.

Projekt Badaga Bild 1Der Teeanbau brachte der Region insgesamt einigen Wohlstand ein, ist jedoch kapitalintensiv und unterliegt zugleich stark schwankenden Weltmarktpreisen. Innerhalb der Badagagesellschaft hatte dies erhebliche soziale und ökonomische Ausdifferenzierungen zur Folge. Während viele wohlhabendere Badaga heute zunehmend auch neue berufliche Tätigkeiten ergreifen, Tagelöhner zur Feldarbeit beschäftigen sowie Söhne und Töchter auf weiterführende Schulen schicken, sind andere fast vollständig auf die Einkommen aus dem Teeanbau angewiesen.

Projekt Badaga Bild 2Die Teeindustrie stellt für die Badaga indes eine kollektive Basis dar, die sie nicht nur nach außen – etwa mit Blick auf den Staat oder andere potentielle Marktteilnehmer – vertreten, sondern auf deren Grundlage auch vielfach langfristige Beziehungen geknüpft und kontinuierlich Vorstellungen über Wirtschaft, Gemeinschaft und Identität artikuliert werden. Das Projekt wird deshalb die soziökonomischen Beziehungen und Diskurse zwischen den einzelnen Akteuren der Teeindustrie (Broker, Fabrikbesitzer, leaf-agents, Kleinbauern und Tagelöhner) herausarbeiten. Dabei soll die soziale und kulturelle Dynamik erfasst werden, die entsteht, wenn Marktteilnehmer mit in vielerlei Hinsicht konträren Interessen zugleich in gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnissen stehen, und sich in ihrem Handeln sowohl auf vorhandene Marktzwänge als auch auf eine gemeinsame Identität und kollektiv verankerte Wertvorstellungen  berufen.

 

Projekt Badaga Bild 3Vor diesem Hintergrund werden auch die lokalen Finanzstrukturen erforscht. Anhand der finanziellen Netzwerke, die im kapitalintensiven Umfeld der Teeindustrie nicht nur ein komplexes System von Vorauszahlungen, sondern darüber hinaus ein breites Spektrum an Selbsthilfegruppen, Sparkreisen, Bankdienstleistungen, Privatdarlehen, Dorf- und Tempelfunds sowie komplexe rituelle Geldkreisläufe und eine ausgeprägte Spendenkultur einschließen, soll untersucht werden, wie die Bruchstellen und Kontinuitäten im Spannungsfeld von Markt und Gemeinschaft gerade auch durch das Medium Geld und Finanz ausgehandelt und in „lokale Modelle“ (Gudeman: 1986) überführt werden.

Projekt Badaga Bild 4Wie, so wird deshalb gefragt, werden soziale, ökonomische und politische Beziehungen im Umgang mit Geld kreiert und aufrechterhalten? Wie werden umgekehrt Geldströme durch soziale Strukturen mobilisiert und kanalisiert? Welche Wertvorstellungen werden dabei artikuliert und miteinander in Beziehung gesetzt? Und welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf die Dialektik von Markt und Gemeinschaft ziehen?

Siehe auch Promotionsprojekt Jens Zickgraf: „Geld und Konversation“

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