Ethnologie
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Merlin Austen, M.A.

Merlin Austen, M.A.

ehem. Doktorand

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LMU München
Institut für Ethnologie
Oettingenstr. 67
80538 München

Fax: +49-89-2180-9602

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Beginn: 04/2015
Betreuuung: Prof. Dr. Frank Heidemann 

 

Promotionsprojekt

„Tauschnetze und Alternativwährungen – Wert, Währungen und Werte im Kontext ökonomischen Handelns“ (Arbeitstitel)

Nachdem sich die Wirtschaftsethnologie in den letzten Jahrzehnten mit den Themenschwerpunkten der Formen von Produktion und Reproduktion, den Moden und der ausgeübten Handlungsmacht durch kulturelle Aneignung und Konsum sowie, für das Fach schon immer von besonderer Bedeutung, mit der Zirkulation und Distribution von Gaben und Waren beschäftigt hat, ist mit der weltweiten und bis heute andauernden Finanzkrise eine neue Herausforderung für die verstehenden Sozialwissenschaften auf die Bühne getreten. Fragen nach Schuld, Stabilität, Wert und Werten stellen sich neu. Gleichzeitig formiert sich eine, zumindest neu anmutende, Wirtschaftsform, die sharing economy, von der noch nicht ganz klar ist, ob sie eher neue Formen der Kooperation oder alte Muster kapitalistischer Mehrwertkonzentration mit sich bringen wird. Interessanterweise weisen einige unlängst in unserer Gesellschaft entstandene Phänomene, wie etwa Foodsharing, Tauschnetze und andere Aspekte dieser sogenannten Ökonomie des Teilens Parallelen zu den, von Ethnologen oft als Gabenökonomien beschriebenen, Wirtschaftsformen nicht-kapitalistischer Gesellschaften auf.

Das vorliegende Promotionsprojekt untersucht vor diesem Hintergrund den Zusammenhang von Wert, Währungen und Werten im Kontext ökonomischen Handelns. Dazu sollen theoretische Texte zu Geldsoziologie, politischer Ökonomie und Wirtschaftsethnologie sowohl mit ethnographischen Daten aus verschiedenen Zeiten und Gesellschaften als auch mit empirischen Daten aus einer mehr als zweijährigen Feldforschung in verschiedenen Tauschnetzen zusammengeführt werden.

Dabei wird es konkret um folgende fünf Fragestellungen gehen. Erstens: Was sind die geteilten ethisch-moralischen Wertideen von Tauschnetz-Teilnehmern hinsichtlich ökonomischer Austausch- und Verteilungsmechanismen und was ist der Zusammenhang zwischen dieser Werteorientierung und ihrer ökonomischen Praxis? Zweitens: Welche Vorstellungen gibt es von Wert, wie hängen diese mit Werten (im Plural und im ethisch-moralischen Sinn) zusammen und unter welchen Umständen lassen sich diese Vorstellungen und Werte in Währungen übertragen? Drittens: Welche Funktionen und welche Bedeutungszuschreibungen kommen also den Alternativwährungen im Hinblick auf die Nutzung lokaler Ressourcen zu? Viertens: Welchen Beitrag können Alternativwährungen und Tauschnetze zu einer solidarischeren, ressourceneffektiven Wirtschaft leisten? Und schließlich fünftens: Welchen Platz nehmen die Praktiken und Wertvorstellungen von Tauschnetzen im Diskurs um die sharing economy ein? Welche Überschneidungen und Widersprüchlichkeiten gibt es dabei? Gerade der letzte Punkt soll in einem kritischen Rückblick und Ausblick noch einmal den Kontext der Finanzkrise und aktueller wirtschaftlicher Umbrüche aufgreifen und versuchen die Rolle einer zeitgenössischen Wirtschaftsethnologie aufzuzeigen.


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