Ethnologie
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Forschungsprojekt: "Wem gehört der Wald?"

Politische Ökologie des Waldschutzes im Wayanad-Distrikt, Kerala, Südindien

Das Forschungsprojekt zielt darauf, die kulturellen und politischen Dimensionen des Waldschutzes im Wayanad Distrikt in Kerala, Südindien zu untersuchen. In Anlehnung an rezente Ansätze der politischen Ökologie, Ethnologie der Globalisierung, Ethnologie der Gesetzgebung (anthropology of policy) sowie der Umweltethnologie sollen die staatlich geschützten Waldgebiete Wayanads als Schnittstellen analysiert werden, an denen komplexe und oft konfliktreiche Prozesse der Interaktion zwischen Individuum, Gesellschaft und Umwelt stattfinden. Gegenstand der ethnographischen Forschung sind die lokalen Auseinandersetzungen mit staatlichen und transnationalen Waldschutzbemühungen. Die Bemühungen um Ressourcenschutz und Erhalt der Biodiversität treffen auf die Interessen und Anrechte einer sehr heterogenen Bevölkerung, unter anderem verschiedener indigener Gruppen (Adivasi) und christlicher Kleinbauern, die nahe der Waldgebiete leben. Meine Ethnographie möchte divergierende Vorstellungen von 'Wald', 'Natur' und 'Umwelt' aufzeichnen, die hier produziert, verhandelt und angefochten werden.

Foto Wald KeralaDas Projekt setzt die gegenwärtigen Wald- und Naturschutzprogramme Wayanads in Beziehung zu gleichzeitigen Bemühungen zur Stärkung indigener Waldnutzungsrechte. Durch ein am 18. Dezember 2006 vom indischen Parlament verabschiedetes Gesetz, dem Scheduled Tribes and Other Traditional Forest Dwellers (Recognition of Forest Rights) Act, sollen Forstnutzungsrechte für Adivasi und andere in Waldgebieten lebende Gemeinschaften gestärkt werden. Diesen bisher ohne offizielle Landtitel wirtschaftenden Gruppen wird durch den Forest Rights Act erstmals das Recht auf die Nutzung der Wälder und ihrer Ressourcen zugesprochen. Mit den erteilten Rechten sollen zudem Autorität über und Verantwortung für den Schutz des Waldes sowie die Aufrechterhaltung der Artenvielfalt einhergehen (Government of India 2006).

In Wayanad wurde die Implementierung des Forest Rights Act durch eine Zusammenarbeit des Department of Tribal Welfare und des Forest Departments im Sommer 2009 gerade erst initiiert und der Versuch gestartet, Familien mit Ansprüchen auf Landtitel unter Adivasi-Gemeinschaften Wayanads (Kurumar, Paniyar, Kattunaicker, Kurichiyar, Adiyar) zu identifizieren. Die Beamten beider Behörden stehen vor der herausfordernden Aufgabe, die konkurrierenden Anforderungen der rezenten Gesetzgebung umzusetzen. Dieser Prozess soll Teil der Ethnographie sein. Die Zusammenarbeit und Konflikte zwischen Behörden bei der Implementierung von Gesetzen ist ein bislang kaum ethnographisch untersuchtes Feld. Die lokalen Aushandlungen zweier im Prinzip gegensätzlicher Reformbemühungen des indischen Staates können an der Schnittstelle Waldschutz in Wayanad hervorragend untersucht werden.

Das Projekt wird seit November 2010 gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, Eigene Stelle, MU 3140/1-1).

Projektleiterin: Dr. Ursula Münster

Die Forschung ist an das Institut für Ethnologie der LMU München sowie an das Rachel Carson Center for Environment and Society, LMU München/ Deutsches Museum angebunden.

For English version see:

http://www.carsoncenter.uni-muenchen.de/staff_fellows/res_fellows/ursula_muenster/index.html