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19.12.2024
Donaldson, Emily C. (2019): Working with the ancestors: Mana and place in the Marquesas Islands. Seattle: University of Washington Press.
Emily Donaldson bemüht sich in dieser Ethnographie die Komplexität der Thematik um Kulturerbe, Geschichte, Kolonialismus, Umwelt und Land auf den Marquesas zu greifen. Sie spricht über das intergenerationale Trauma, welches die Kolonialzeit hinterlassen hat und wie sich das auf die Auffassung von mit mana aufgeladenen Orten, ihren Geschichten und Meinungen zu ihren Ahnen auswirkt. Zentral stehen die paepae, die Fundamente, welche die Ahnen von ihren Häusern oder anderweitigen Baustrukturen, hinterlassen haben. Diese gelten meist als höchst mit mana geladen und beherbergen zuweilen auch noch die Ahnen, welche einem je nach Affiliation mit dem Land auf welchem die paepae stehen, positiv als auch negativ gegenüber gestimmt sein können. Die Angst vor den paepae und die gesellschaftlichen Implikationen davon (z.B. Verschweigen von Wissen zu Angelegenheiten die mana beinhalten oder Kulturverlust durch zu langes Verschweigen) werden verbunden mit dem Respekt welcher für Land und paepae/Ahnen erbracht wird. Respekt wird als Pflege für sowohl die doch intergenerationale Beziehung zu den Ahnen, als auch zu den noch lebenden Angehörigen verstanden. Es werden aber auch Gespräche über die Depopularisierung durch Globalisierung geführt und wie Tourismus und die Entfremdung vom eigenen Kulturgut seine Rolle im kulturellen Gefecht spielt. Der Begriff heritage bildet den Kern des Werkes und die Synergie welche die Beziehung der Marquesaner zu ihrem Land, ist schlicht faszinierend.
Wer sich für sowohl Umweltethnologie als auch Religionsethnologie interessiert ist hier goldrichtig. Donaldson hatte einen (für mich zumindest) sehr angenehmen Schreibstil, welcher oft Beschreibungen von ihrer Umgebung fast lebendig erscheinen lässt, was in einer Umweltethnographie recht von Vorteil sein kann. Mich hat die Beziehung zwischen verstorbenem Mensch und Stein, zu lebendem Mensch und Stein, begeistert. Die Autorin stellt auch relativ viele Zitate und persönliche Anekdoten von Marquesanern bereit, was inhaltlich wahrhaft wertvoll ist. Ich habe das Buch in drei Tagen gelesen, unglaublich gut.
Christina Gitopoulou
Signatur in der Präsenzbibliothek Oettingenstraße 67: 1500/LB 74691 D676