Ethnologie
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11.12.2023

Max Liboiron (2021). Pollution is Colonialism. Durham and London: Duke University Press.

Die Studie befasst sich mit drängenden Umweltproblemen, insbesondere mit Plastik, und nimmt dabei eine innovative Betrachtungsweise vor. Umweltverschmutzung wird hier generell als eine Form der Gewalt betrachtet, die im Kolonialismus wurzelt, und vor allem die ungleichen Beziehungen zum Land prägt. D.h. dass auch gut gemeinte, aktivistische Versuche, die Umweltschäden einzudämmen, zu kurz greifen und lediglich Symptome, nicht aber die Ursachen adressieren. Denn dazu müssten die bestehende Kolonialität und in Folge die Landbeziehungen geändert werden. Das Buch ist jedoch keine Anklageschrift, sondern eine nuancierte Analyse durch eine (de)koloniale Linse, und benennt Wege, die aus dieser Situation herausführen könnten. So verweist die Arbeit auch auf die Potenziale, die mit einer veränderten Ethik und mit dekolonialen Beziehungen einhergehen und liefert damit konkrete Ausblicke für einen anderen Umgang mit Umwelt(-verschmutzung). Dabei ist das Buch auch methodisch innovativ und lebt von einem eigenen, nicht-belehrenden, sondern anregenden Schreibstil.

Ausgewählt habe ich diese Studie, weil sie an der Schnittstelle von Ethnologie und STS-Studies angesiedelt ist und damit auf die Potenziale der übergreifenden, interdisziplinären Zusammenarbeit im Umweltbereich verweist - ohne die ethnologische Perspektive aufzugeben oder zu relativeren. Das Werk ist von Max Liboiron verfasst, die sich als Red River Métis/Michif und Settler verstehen (das Pronom they/them ist zu verwenden). Diese Arbeit bereichert den Kanon von immer noch unterrepräsentierten Studien mit indigener, nicht-binärer Autorenschaft.

Eveline Dürr

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