Ethnologie
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17.12.2022

Michel Foucault: Sexualität und Wahrheit


Der Wille zum Wissen.
            Der Gebrauch der Lüste.
                     Die Sorge um sich.
                             Die Geständnisse des Fleisches.

  • Foucault, Michel. 2008. Sexualität und Wahrheit. Der Wille zum Wissen. Band 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Bibliothek: u.a. Zentrale Lehrbuchsammlung. 0099/MS 2850 F762-1(.008)+5
  • Foucault, Michel. 2008. Sexualität und Wahrheit. Der Gebrauch der Lüste. Band 2. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Bibliothek: Zentrale Lehrbuchsammlung. 0099/MS 2850 F762-2(.008)
  • Foucault, Michel. 2007. Sexualität und Wahrheit. Die Sorge um sich. Band 3. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Bibliothek: Fachbibliothek Psychologie, Pädagogik und Soziologie. 1100/MQ 3230 2008 FSU(3
  • Foucault, Michel. 2019. Sexualität und Wahrheit. Die Geständnisse des Fleisches. Band 4. Gros, Frédéric (ed.). Frankfurt am Main: Suhrkamp. Bibliothek: u.a. Fachbibliothek Theologie und Philosophie. 0100/Cl 5704 S158-4

An Foucault kommt man eigentlich nicht vorbei – und sollte man meiner Meinung nach auch nicht. Das konnte ich nicht nur in meinem Nebenfach Philosophie feststellen, sondern auch in der Ethnologie. Foucault (*1926, †1984) hatte im Laufe seines Lebens zahlreiche Werke geschrieben, von denen jedes einzelne auch eine einzelne Empfehlung wert wäre. Wer in dieser besinnlichen vorweihnachtlichen Zeit die Muse hat, stundenlang die Bibliothek zu frequentieren und sich dazu berufen fühlt, im Schneidersitz die Kälte des Bodens spürend in philosophische Welten einzutauchen und dann sein neu gewonnenes Wissen beim Weihnachtsessen den übrigen Anwesenden mitzuteilen, dem sei dieser französische Philosoph sehr ans Herz gelegt um mit mehr als nur dem Ausspruch „Wissen ist Macht“ punkten zu können und den eigenen Horizont zu erweitern.

Zum Autor: Foucault gehört neben seinem langjährigen Freund Gilles Deleuze, dem Psychoanalytiker Jacques Lacan und dem Philosophen Jean Baudrillard zu den meistzitierten Autoren des Poststrukturalismus und der Postmoderne. Der Wille zum Wissen, der erste Band von Sexualität und Wahrheit, traf den Nerv der Zeit: Die Gleichsetzung des Willens zum Wissen mit dem Willen zur Macht war als nietzscheanisches Motiv anregend für viele zeitgenössische Autoren. Foucault wurde rege rezipiert, allerdings weniger als Philosoph denn als Soziologe, also als Analytiker und Kritiker von konkreten gesellschaftlichen Machtstrukturen.


Zum Werk: An dieser Stelle möchte ich Sexualität und Wahrheit als eines der Hauptwerke von Foucault vorstellen. In diesem Werk analysiert der Autor, wie die Macht der Gesellschaft unsere Vorstellung von Sexualität bestimmt. Die abendländische Kultur und insbesondere das Christentum haben den Sex durch Beichte, Geständnis und Kontrolle gezähmt. Das Problematische daran ist nicht, dass Sex zum Tabu geworden wäre – das ist nur ein Teil der Wahrheit, denn Sexualität wurde und wird stark thematisiert: in der Kirche durch die Beichte, in der Schule durch Verbote, in der Politik durch Heiratskontrollen und in den Jugendrebellionen durch den ständigen Ruf nach Freiheit. Das Problem ist, dass wir gar nicht merken, wie stark unsere Vorstellung von Sex, davon, was „normal“ und was „pervers“ ist, durch genau diese Diskurse bestimmt wird, in denen sich die Machtstrukturen unserer Gesellschaft entfalten. Gibt es einen Ausweg? Möglicherweise ja, meint Foucault: Philosophie und Gesellschaftstheorie müssen sich auf die Antike besinnen, als sich die Menschen als freie Subjekte entwarfen, die sich ihre Auffassung von Sexualität selbst gaben. Was immer man von dieser Rückbesinnung halten mag – Foucaults Werk ist zweifellos ein Klassiker des postmodernen Denkens.

Alex Kinder

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