Ethnologie
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Afghanische Migrant:innen in Istanbul – Eine Ethnographie von Raum und Zeit

Seray Erbasi

Welche Schwierigkeiten erleben in Istanbul lebende afghanische Migrant:innen hinsichtlich ihrer Mobilität im Kontext von Raum und Zeit? In einer zehn-monatigen Feldforschung habe ich durch teilnehmende Beobachtung und zahlreiche informelle Gespräche einen Einblick in das Leben einiger afghanischen Migrant:innen bekommen. Durch den Vergleich mit einem afghanischen Forschungspartner mit Aufenthaltsgenehmigung konnte ich erkennen, dass nicht nur illegalisierte, sondern auch legalisierte Migrant:innen von Warten und Ungewissheiten betroffen sind. Im Unterschied zu Forschungen über Migrant:innen, die in Camps weggesperrt oder in einem Asylverfahren in Europa steckengeblieben sind, untersuchte ich sich „auf freiem Fuß“ bewegende, illegalisierte Migrant:innen. Das „Steckenbleiben“ zeigte sich vor allem in einer aussichtslos erscheinenden Zukunft, da die Migrant:innen keine Chance auf ein legalisiertes Leben in der Türkei haben. Ziel meiner Ethnographie war das Aufzeigen der paradoxen Erfahrungen, die unerwünschte Migrant:innen in Form von Warten und Steckenbleiben erleben. Vor allem zeigte sich ihre Mobilität und deren Dynamik in der Differenz zu meiner Mobilität: Diese unterscheidet sich in der Geschwindigkeit der Fortbewegung, den Kosten, der Körperlichkeit und der Kontrollierbarkeit. Auf Abruf bereit warten die Migrant:innen auf die Weiterreise und sind vorsichtig, während ihres Lebens in Istanbul nicht von der Polizei in Abschiebezentren in Gewahrsam genommen zu werden.

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Afghanisches Restaurant in Zeytinburnu/ Istanbul (S. Erbasi 2023)