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„Zuhause“ – mehr als nur ein Ort

Sarah Desbard

Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 markierte einen Wendepunkt im Leben der Ukrainer*innen. Viele von ihnen sahen sich gezwungen ihre Heimat, alles Bekannte und Geliebte abrupt zu verlassen und die Flucht in nahe und ferne Länder, wie auch nach Deutschland, anzutreten. Doch stellt das Verlassen der Heimat zugleich einen Verlust von „Zuhause“ dar? Ziel meiner Forschung zu den „Vorstellungen und gelebten Realitäten von „Zuhause“ ukrainischer Geflüchteter“ im Raum Baden-Württemberg, war es herauszufinden aus welchen Facetten sich „Zuhause“ für sie konstituiert und wie es auf Aspekte deren „be(long)ing“ wirkt. Als besonders geeignet erwies sich hierfür die Untersuchung individuell geprägter und im Kollektiv gelebter home-making-Praktiken. Methodisch konnten diese durch die Implementierung phänomenologischer und visueller Ansätze vertieft wahrgenommen werden. Ob aus den Demonstrationen von „Pulse of Europe“ in Stuttgart oder aus den regelmäßigen ukrainischen Treffen des Hand in Hand e.V. der Kleinstadt Süßen: der emotional-positive Stellenwert jener Organisationen für Individuum und Gemeinschaft stach besonders hervor. Gemeinsam wurden ukrainische Volkslieder angestimmt, die deutsche Sprache gelernt, bürokratische Angelegenheiten besprochen, gegessen, gebastelt und gelacht. Überdies konnten die in der Fluchtliteratur verbreiteten Annahmen, dass „Zuhause“ im Kontext der Flucht rein disruptiv beeinflusst würde, durch die praktischen Einblicke ein wenig relativiert werden.

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 Demonstration in Stuttgart (S. Desbard 2023)