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13.12.2025
Nigel Barley (2012): Die Raupenplage. Von einem der auszog, Ethnologie zu betreiben. Zürich: Unionsverlag.
Kann Wissenschaft humorvoll sein? Nun, zumindest kann sie recht humorvoll beschrieben werden.
Die Analogie im deutschen Untertitel zum bekannten Grimmschen Märchen "Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen" ist jedenfalls brilliant und bringt es weitaus mehr auf den Punkt als der englische Originaltitel. Denn mit der intendierten ethnologischen Forschung ist es nicht so weit her; Barley's Forschungsreise gerät eher zu einer unfreiwillig komischen Sukzession enttäuschter Erwartungen, voller ungeahnter Hindernisse, zuweilen durchaus furchteinflößender Begegnungen und irrwitziger Verstrickungen.
In "Die Raupenplage" erzählt Nigel Barley ziemlich lustig und ohne Angst vor Blamage, wie er nach Kamerun ging, um dort ein seltenes Beschneidungsritual der Dowayo mitzuerleben, doch so ziemlich alles kommt letztlich anders als gedacht. Die Schwierigkeiten beginnen schon damit, dass man ihn anfangs gar nicht erst ins Land lassen will und lassen wenig aus, was einem so an Missgeschicken während eines Forschungsaufenthalts passieren kann. Was die Raupen damit zu tun haben? Verrate ich nicht.
Man lernt aus diesem durchwegs amüsanten, wenngleich bisweilen die heutzutage - (man bedenke bitte: die Originalfassung ist von 1986!) - deutlich dünnhäutigeren Grenzen sogenannter political correctness womöglich etwas strapazierenden Reisebericht so einiges, was man vorher nicht wusste und dass der/die geübte Feldforschende auf jeden Fall eines ganz sicher braucht: gute Nerven, Langmut und Humor.
Tanja Posch

Zum Autor: Nigel Barley, 1947 in Kingston upon Thames geboren, studierte moderne Sprachen und Ethnologie in Cambridge. In den Siebzigerjahren betrieb er Feldforschung im Norden Kameruns beim Volk der Dowayo - Grundlage nicht nur einer wissenschaftlichen Veröffentlichung sondern auch zweier humorvoller Erfahrungsberichte. Nicht zuletzt sein Buch Traurige Insulaner, eine skurril-amüsante Auseinandersetzung mit Barleys Heimat England, machte ihn endgültig zum "Enfant terrible" seines Fachs.
https://opac.ub.lmu.de/Record/6797612