Ethnologie
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17.12.2023

Shaylih Muehlmann (2014). When I Wear My Alligator Boots. Narco-culture in the US-Mexico borderlands. Berkeley, California: University of California Press.

“When I Wear My Alligator Boots” von Shaylih Muehlmann ist eine wirklich fesselnde Ethnographie, die tief in die Lebensrealität der Menschen entlang der US-Mexikanischen Grenze eintaucht und dabei den Einfluss des Drogenhandels auf das Leben deren Bevölkerung erforscht. Die Autorin vermag es, mittels ihres evokativen Schreibstils, lebhafte Bilder von Situationen zu erwecken und dabei gleichzeitig eine hohe Informationsdichte zu bewahren. Somit wird weitgehend ein Eintauchen in die nicht allzu weit zurückliegende Realität der dort lebenden Personen ermöglicht.

Die Stärke des Buches liegt in seiner differenzierten Betrachtung komplexer Beziehungen der beschriebenen Personen zur Narcos-Ökonomie. Anstatt sich, wie etwa in der Popkultur gängig, auf die üblichen Darstellungen der mächtigen Kartellführer zu beschränken, richtet Muehlmann den Blick etwa auf die Arbeiter:innen und weitere Personen, die inmitten der gewaltsamen Auseinandersetzungen in verschiedensten Lebenslagen leben. Besonders ist hier der Fokus auf weibliche Akteure und dabei etwa deren Wahrnehmung der Narco-Kultur. Es wird erreicht, die Bedeutung von Geschlechterrollen im Kontext des Drogenschmuggels herauszuarbeiten und gezeigt, wie die Betroffenen mit in deren Leben eingeschriebenen Problemen umgehen. Neben den aufwändig beschriebenen Werdegang, wie etwa der Figuren von Andrés (…), oder auch der Rolle von Musik, wie des Narco-Corridos Genres, wird zudem auf politischer, sozialer und ökonomischer (…) Ebene, wie auch mit historischen Hintergrundinformationen, nicht nur informiert und analysiert, sondern somit auch und vor allem mit eigenen Erfahrung verknüpft. Die Selbstreflexion und analytische Kompetenz der Autorin kommt besonders während der Interviews zum Ausdruck und die klare und umfassende Beschreibung, Analyse und Information trägt zu hoher Qualität bei.

Muehlmann geht über die rein ethnographische Darstellung hinaus und bietet im letzten Teil des Buches kritische Einblicke in aktuelle politische, ökonomische und soziale Probleme, wobei sie sogar konkrete Lösungsvorschläge unterbreitet, darunter die Möglichkeit einer Legalisierung von Drogen.

Insgesamt ist "When I Wear My Alligator Boots" nicht nur eine faszinierende Lektüre zu einem hochrelevanten Thema, sondern auch ein Buch, das die Perspektive auf den Drogenhandel und seine Auswirkungen durch einen recht einzigartigen Forschungsansatz verändert. Es ist eine Bereicherung für jeden Leser, der tiefere Einblicke in die komplexen Realitäten der Menschen an der Grenze zwischen den USA und Mexiko gewinnen möchte.

Ich möchte das Buch wärmstens weiterempfehlen,
Carl Reinhartz de Maia

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