Ethnologie
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13.12.2023

Ernesto De Martino und Dorothy Louise Zinn (2015). Magic: A Theory from the South. Chicago, Ill: HAU Books.

Adventskalender 2023 Empfehlung 13De Martino dokumentiert in dieser Ethnographie die Nutzung und Grundideen von Magie in Lucania, im Süden Italiens. Nachdem er das grundlegende Prinzip der Mechanismen des Praktizierens von Magie erläutert, nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch die Region und beschreibt explizit (regionale) Zaubersprüche und Rituale und erklärt diese vor ihrem lokalen Kontext. Er unterhält sich mit den Menschen, vom Priester bis hin zum Opfer von schwarzer Magie, was einen sehr intimen Eindruck der dortigen Magie vermittelt. Eingegangen wird auch auf den römisch-katholischen Kontext, welcher beim Praktizieren präsent ist. Er zeigt jedoch auch die verschiedenen Arten auf, auf welche die Magie das Alltagsleben der Ortsansässigen beeinflusst und wie man sich davor schützen kann bzw. es zu seinem Vorteil nutzen kann. Es erfolgt ebenfalls eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik, ob all das Erlebte von beispielsweise Opfern, denn wirklich auch genauso passiert ist oder ob auch eine psychische Ebene mit einzubeziehen ist. Seine Befunde reichert er mit einem Kapitel voller Bilder an; dargestellt werden dann zum Beispiel eine Fattucchiera (praktizierende Frau), eine Besessene oder auch Aufwachpositionen von Leuten, welche nachts von einer praktizierenden Person besucht wurden.

Mir ist diese Ethnographie im Rahmen des TWA-Kurses begegnet und hat mich inhaltlich seitdem nicht wieder losgelassen. Sie bietet nicht nur (religions-)ethnologisch wertvolle Einblicke in ein Magiesystem mit seinen regionalen und lokalen Eigenheiten, sondern schaut sich auch Hintergründe an und wie die Bevölkerung damit umgeht. So entwickeln sie beispielsweise Gegensprüche oder interagieren auch indirekt mit einem fast schon lebendigen Zauberspruch, indem sie ihm (um ihn zu beschäftigen und somit abzuwehren) Zeitung zu lesen geben. Ich muss auch sagen, dass es mir bei einigen Aussagen von Betroffenen tatsächlich kalt den Rücken hinunterlief, was noch einmal sichergestellt hat, dass ich das Gelesene nicht so schnell wieder vergessen werde.

Für jemanden, der sich für Magie im religiösen Kontext ethnologisch interessiert, eine klare Empfehlung.

Christina Gitopoulou

 




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