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09.12.2023
Mithu M. Sanyal (2021). Vulva – Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach.
Diese freche, facettenreiche, lustvoll erzählte Kulturgeschichte des weiblichen Geschlechts, eine Geschichte von Aberkennung und Aneignung, ist längst zum Standardwerk geworden. Was nicht existiert, benötigt keinen Namen, und was keinen Namen hat, existiert nicht. Das ist die Ausgangsthese von Mithu M. Sanyals bahnbrechender Studie über die Vulva. Sie sucht nach der Geschichte der Vulva und stößt in vergessenen Quellen auf fast sakrale Wertschätzung genauso wie auf hasserfüllte Diffamierung. Sie erzählt von Baubo, die in der griechischen Mythologie die Menschheit durch die Enthüllung ihres Genitals rettete, findet zahlreiche Darstellungen selbst in der mittelalterlichen Kunst, geht auf gewaltsame Verstümmelungen ebenso wie auf die Mode der Vaginalverjüngung ein, untersucht Schleiertanz und Striptease sowie die subversiven Performancekünstlerinnen Valie Export oder Annie Sprinkle. Eine kulturgeschichtliche Pionierarbeit für Leser jeden Geschlechts. Unterhaltsam, intelligent, provokativ, notwendig.
Mithu M. Sanyal bricht in ihrem Buch Tabus und regt dazu an, das eigene Verständnis von Körperlichkeit und Geschlecht zu hinterfragen. Ihre Schreibweise ist zugänglich und einfühlsam, während sie komplexe historische, kulturelle und soziologische Aspekte beleuchtet. Mich hat das Buch dazu ermutigt, eigne Vorurteile und Scham im Zusammenhang mit weiblicher* Sexualität zu überwinden. Außerdem sehe ich jetzt überall Vulven … ;)
Nele Guderian