Ethnologie
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15.12.2022

Briggs, Jean L. Never in Anger: Portrait of an Eskimo Family. Cambridge, Massachusetts, and London, England: Harvard University Press, 1970.

Im Sommer 1963 reiste die Ethnologin Jean Briggs in die kanadischen North West Territories (heute Nunavat), um eine siebzehnmonatige Feldstudie bei den Utku zu beginnen, einer kleinen Gruppe aus den Inuit First Nation Peoples, die am Back River, nordwestlich der Hudson Bay, in der Weite der Arktis leben. Sie war als “Adoptivtochter “ Teil einer Familie und teilte im Winter ein gemeinsames Iglu mit allen Familienmitgliedern, im Sommer schlug sie ihr Zelt ganz in ihrer Nähe auf. So konnte sie die emotionalen Kommunikationsmuster der Utku im alltäglichen Leben hautnah beobachten.

In einem sehr persönlichen und spannenden Stil, der an einen Roman erinnert, lässt sie den Leser miterleben, mitfühlen, mitdenken, mitleiden und sich mit ihr freuen. Der hohe Anspruch dieser kleinen Gesellschaft, Never in Anger – niemals Wut zeigen – ist mit vielen Tücken und Fallstricken sowie sozial normierten Bewältigungsmechanismen verbunden. Auf hohem Niveau wird uns ihre Kunst der Gleichmut, des Spiels und des Humors als positive Seite der negativen Emotionen gezeigt. Nicht nur kleine Kinder müssen dahin erzogen werden, auch die erwachsene Adoptivtochter. Eine schwere Prüfung, ein tiefes nachhaltiges Erlebnis, ein Eintauchen in die Landschaft und Tätigkeiten des kurzen Sommers und des langen Winters. Ein Misslingen ihrerseits in dieser geforderten emotionalen Kontrolle – hier ein Ausbruch von Wut – bringt sie ins Aus, sie wird psychosozial geächtet, aber weiter physisch versorgt. Wie es zu einer Wiederaufnahme als „Tochter“ kam, ist als Höhepunkt des Erzählstrangs gegen Ende des Buchs zu lesen.

Rudi Urban

 

Adventskalender 2022 Bild 15




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