Ethnologie
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

13

13.12.2022

Ethnografie ohne Worte: Gauri Gill und ihre Fotografie in Nordindien

Gauri Gill hat mit der Kamera über lange Zeiträume im ländlichen Rajasthan ihre sozialen Interaktionen mit faszinierender Einfühlung und Präzision festgehalten. Nicht der Blick auf das ihr Fremde, sondern der Blick zurück auf sie dominieren das Bildwerk. Zu ihren interaktiven Kunstprojekten zählt das Spiel mit Masken, die ihre Protagonisten aus einem Fundus auswählten und sich damit in selbstgewählten Posen ablichten ließen. Dies erinnert mich an den Dokumentarfilm “Photowallahs” (David and Judith MacDougall 1991), in dem ein Verleiher von Kostümen erklärt, dass sich seine Kunden mit der Wahl eines Gewandes in einen Typus verwandeln, der sie fasziniert. Junge Männer lassen sich mit Gitarre und Stirnband als Popstar abbilden, junge Frauen als Bräute und ein Minister mit Gewehr als Bandit. Nicht unähnlich verhalten sich – Clifford Geertz folgend - Balinesen im Hahnenkampf, bei dem sie in andere soziale Rollen schlüpfen. Wenn künstlerisch-spielerische Momente in den Fokus von fotografischer Dokumentation rücken, kann Ethnografie ohne Worte entstehen. Die Ausstellung von Gauri Gill in der Schirn Kunsthalle Frankfurt und der Ausstellungskatalog „Acts of Resistance and Repair“ (Kehrer Verlag 2022) ist der bildgewaltige Beleg.

Frank Heidemann

Adventskalender 2022 Bild 13

 




Servicebereich