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Elliot, Alice. 2021. The Outside: Migration as Life in Morocco. Bloomington, Indiana University Press.

Ein Dorf im Mittleren Atlas in Marokko. „Das Außen ist überall“, sagt Saliha über ihr Dorf und meint damit die Spuren und Effekte der Auswanderung. Viele Menschen, vor allem Männer, sind nach Europa gegangen, fast alle träumen davon, das zu tun. Welche Bedeutung hat „das Außen“ für diejenigen, die nicht ausgewandert sind, vor allem für Frauen? Das untersucht Alice Elliott in ihrer intimen Ethnographie The Outside: Migration as Life in Morocco. Es ist nicht nur eine Ethnographie über Migration und darüber, wie „das Außen“ das Leben der nicht-migrierten Menschen durchdringt, sondern, unmittelbar damit verwoben, eine über Schicksal und islamische Kosmologie. Denn wer kann gehen? Oder, aus der Perspektive junger Frauen, wem gelingt es, einen Mann zu heiraten, der ausgewandert ist? Das ist eine Frage des Schicksals. „Schicksal“ ist aber nicht etwas, das einfach schon feststeht und das Leben bestimmt. Man/frau muss sich bereit machen für das Schicksal, für Gottes Pläne, für die Zukunft. Schicksal erfordert Handeln, Arbeit, es verdammt nicht zum Abwarten und die Hände in den Schoß legen, im Gegenteil. Gerade weil das Schicksal einerseits schon „geschrieben ist“, man es aber nicht kennt und niemals im Voraus kennen kann, muss man sich immer wieder darum bemühen, bereit zu sein.
Alice Elliot hat Mitte Oktober bei unserem Workshop „Islam, Deportation and Return“ den Keynote-Vortrag gehalten und dabei die große Leerstelle der konventionellen Migrationsforschung in Bezug auf religiöse Vorstellungen und Kosmologien betont – die Forschung ist viel zu sehr von der eurozentrischen Obsession der Migrationskontrolle dominiert. Die Ethnologie der Migration muss Migration viel umfassender betrachten – Migration als Leben. Dazu leistet Alice Elliot mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag.

Martin Sökefeld