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München - Manaus interaktiv: Einblicke in aktuelle Lebenswelten Amazoniens

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Bilder: Ocupação Parque Nações Indígenas, Quelle: Guilherme Soares (NEAI) und Amazonia Real

Interaktives Seminar München - Manaus

Methodik

Das Regionalseminar „‘Favela Amazonia?‘ Einblicke in aktuelle Lebenswelten Amazoniens“ wurde im Sommersemester 2016 gehalten. Es bot den TeilnehmerInnen zusätzlich zu Literarturrecherche und Material aus der Feldforschung von Dr. Wolfgang Kapfhammer bei den Sateré-Mawé den direkten Kontakt mit indigenen und nicht-indigenen AnthropologInnen aus Brasilien via Skype. Der Kontakt wurde durch Herrn Dr. Kapfhammer hergestellt und ermöglichte so die Kooperation zwischen der Forschungsgruppe Núcleo de Estudos da Amazônia Indígena (NEAI), welche Teil des Postgraduierten-Programms der Antropologia Social an der Universidade Federal do Amazonas (UFAM) in Manaus ist, und EthnologiestudentInnen der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München.

Diese Forschungsgruppe wurde 2007 gegründet und umfasst Lehrende, ForscherInnen und graduierte Studierende, die sich mit Themen der indigenen traditionellen Gemeinden Amazoniens beschäftigen, was auch eine indigene Anthropologie – also die Arbeit indigener AnthropologInnen - mit einschließt. Dadurch eröffnete sich die Möglichkeit, Thematiken direkt anzusprechen, im gemeinsamen Gespräch neue Diskussionspunkte zu finden, sowie Rückfragen zu stellen. Diese gemeinsame Interaktion trug außerdem dazu bei, in die Materie einzutauchen und Gelegenheit, auch den Blick des Gegenübers einzunehmen.

Das Internet-Zeitalter, die neuen Medien und die damit schnelle Verbreitung von Informationen machte unser Projekt möglich und erlaubte eine moderne Forschungsweise, welche aktuelle Einsicht in die Lebensverhältnisse in Amazonien und seiner Sozio- und Biodiversität bietet.

Sitzung_Manaus

 

 

 

 

 

 

 

 

Sitzung Manaus

Eine einzelne Skype-Sitzung (Filmaufzeichnung, 3:06 Min.) wurde eingeleitet durch die gegenseitige Vorstellung der Mitwirkenden, anschließend folgte eine Diskussion über die jeweiligen Themenbereiche mit den SpezialistInnen. Dr. Kapfhammer führte die Gespräche auf Portugiesisch, gleichzeitig übersetzte Konstantin Engelbrecht, einer der Kursteilnehmer, den anderen KursteilnehmerInnen simultan.

Sitzung_München

 

 

 

 

 

 

 

 

 Sitzung München

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Thema

Ausgangspunkt unseres Seminars bildete eine im Jahre 2015 erschienene Multimedia-Reportage der brasilianischen Zeitung O Estado zu den sich dramatisch verschlechternden Lebensbedingungen der Menschen im Amazonas-Gebiet. Die Reportage befasst sich mit verschiedenen Themen wie zum Beispiel der Stadtmigration. Die Stadtmigration ist verschiedenen Faktoren zuzuschreiben, so beispielsweise einem besseren Zugang zu Bildung und Sozialleistungen. Es tritt dabei jedoch das Problem der Verelendung (Pauperismus) auf. Zudem werden in der Reportage Probleme der Urbanisierung und Landstreitigkeiten behandelt. Hierzu betrachteten wir das Beispiel der Ocupação* Parque Nações Indígenas” in Manaus.

Es handelt sich dabei um ein Gebiet am Rande Manaus, das von Indigenen verschiedener Ethnien auf der Suche nach einer Bleibe in der Stadt besetzt wurde. Unser Kollege vom NEAI, Guilherme Soares, der infolge der einsetzenden Streitigkeiten um das Grundstück als Experte hinzugezogen wurde, stellte uns einen Text und eine PowerPoint-Präsentation mit Bildern (siehe Slideshow oben) zum Parque Nações Indígenas zur Verfügung. Das Konzept der „Akkulturation“, wie es Peter Gow jüngst wieder aufgegriffen und fortgeführt hat, ließ sich auf dieses ethnographische Beispiel besonders gut anwenden.

Weitere Themen der Reportage sind die zunehmende Gewalt, Drogenhandel, Korruption in den Favelas und sich dagegen wendende Kunstprojekte sowie soziale Bewegungen. Zudem werden Situationen in Dörfern kritisch beschrieben, wie die mangelnde Gesundheitsversorgung und die Auswirkungen von Umweltzerstörungen, zum Beispiel durch Quecksilberverschmutzung. Auch die Traumata der „Isolados“ aus dem Kontakt mit der ‚modernen‘ Welt werden behandelt.

In Gesprächen mit unseren Freunden in Manaus erfuhren wir mehr über ihre  Lebensgeschichten (228 KB) und die Zustände im Amazonasgebiet. Uns wurde bewusst gemacht, dass die Reportage ein sehr einseitiges Bild präsentiert. Unseren brasilianischen Gesprächspartnern war es angelegen, uns auch die andere Seite der Medaille nahezubringen. So erfuhren wir von durchaus positiven Entwicklungen wie der zunehmenden ethnischen Affirmation oder Selbstbehauptung der indigenen Bewohner der Stadt. Häufig sind es Frauen, die im Zuge der Stadtmigration dominierende Rollen einnehmen. Im Gespräch mit Dona Maria Sateré und der Kollegin Kalinda Felix erfuhren wir von dem Bemühen dieser teilweise schon lange in der Stadt lebenden Familien, die Bewahrung der eigenen Kultur mit dem Bemühen um eine wirtschaftliche Grundlage zu verbinden: der Verkauf von Kunsthandwerk im eigenen Laden basiert auf Tauschnetzwerken ins weit entfernte Herkunftsgebiet, von wo die Rohmaterialen herkommen. 

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*Ocupação: „Besetzung“ oder „Invasion“ (invasão) nennt man in der chaotischen urbanen Entwicklung brasilianischer Städte meist über Nacht von Obdachlosen besetztes Gelände. Es folgen Streitigkeiten um die Grundstücke, oft mehrmalige Vertreibungen und Wiederbesetzungen; schließlich oft auch die nachträgliche „Legalisierung“ und der Anschluss an städtische Versorgungsnetze.


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