Vortrag im Oberseminar

Dr. Kristin Kastner (LMU München):

Senegalesische Populärcouture. Von Glanz, Kreativität und urbanen Stoffen

Das im Senegal allgegenwärtige Phänomen Mode ist Ergebnis vielschichtiger historischer und transnationaler Verflechtungen. Sie reichen von kosmopolitischen Modeikonen in Saint-Louis des 18. Jahrhunderts über die verwobene Geschichte von Textilien bis zu den aktuellen Kreationen der Schneider und Designer:innen, die in tausenden von Werkstätten tagtäglich Unikate erschaffen. Das Wissen um die Bedeutung von Eleganz und Glanz, das Streben nach beständigem Modifizieren und das Gespür für modische Innovationen materialisieren sich dabei in den unterschiedlichen Formen der lokalen Stoffveredelung ebenso wie im Schneiderhandwerk. Während es in Dakar vor allem die Materialität der Stadt selbst und urbane Praktiken wie die Récupération sind, die sich in den Kreationen manifestieren, stellt Modemachen für Designer:innen der zweiten Generation in Paris eine Möglichkeit dar, Fragen von Diaspora und Migration, Zugehörigkeit und Post/De/Kolonialismus zu bearbeiten. Charakteristische Praktiken in der senegalesischen Mode sind dabei das Kombinieren, Akkumulieren und Improvisieren, die auf einem Repertoire an Materialien und Stilen aus unterschiedlichen Räumen und Zeiten aufbauen. Dieses sartorial code-mixing regt dazu an, neue Zusammenhänge zwischen Körper, Mode, Stadt und Kreativität herzustellen und Mode im Senegal als eine Form populärer Kultur zu begreifen.

Wann?     Montag, 15. Juli 2024, 18 Uhr (c.t.)
Wo?         Institut für Ethnologie, Oettingenstraße 67, 80538 München
                Raum L155 (Obergeschoss)

Für die Veranstaltungsreihe hat  Prof. Dr. Eveline Dürr in diesem Semester ein vielseitiges  Programm (276 KB) mit interessanten Themen und ReferentInnen zusammengestellt. Mehr Informationen über ehemalige Vorträge am Institut für Ethnologie finden Sie im Veranstaltungsarchiv.