Ethnologie
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Vortrag im Oberseminar

Am Montag, den 20. April 2015 hält Anna Grieser M.A. (Institut für Ethnologie, LMU) einen Vortrag über: "Den Verlauf kontrollieren: Eine Ethnographie zu Wassermanagement in Gilgit."

20.04.2015 um 18:15 Uhr

Vortrag im Oberseminar

 

Anna Grieser M.A., Institut für Ethnologie, LMU

Den Verlauf kontrollieren: Eine Ethnographie zu Wassermanagement in Gilgit

In der Hochgebirgsregion Gilgit-Baltistan im Norden Pakistans sind Land und Wasser kostbare, unbeständige und wandelbare Lebensgrundlagen; mit beidem und um beides wird gerungen. Wasser (unmittelbar, sowie als Medium zur Stromproduktion) bleibt unabdingbares Mittel, ein Grundstück in Besitz zu nehmen, sowie es bewohnbar, lebenswert, musterhaft und verdienstvoll zu machen – wozu neben dem Haus auch ein gepflegter Garten oder ein Stück Rasenfläche gehört.

Der Besitz von Land und Haus bedeutet eine Sicherheit, die der Ausgangspunkt für ein gutes Leben in Gilgit ist, das sich durch soziale und politische Unsicherheiten auszeichnet. In einer Stadt, die lokales Zentrum für Bildung, Gesundheitsversorgung und nichtlandwirtschaftliche Arbeitsplätze ist, in der aber auch regelmäßig gewaltsame Konflikte ausbrechen, bedeutet der Besitz von Haus und Grund einen Rückzugsort und ökonomische Absicherung.

Gleichzeitig bleibt die Versorgung der Haushalte mit Wasser (und Strom) in Gilgit – trotz lokaler Bezeichnungen als „city“, „capital“ und „urban center“ – nicht garantiert und ist mit alltäglichen, aber auch wiederkehrend mit außergewöhnlichen Anstrengungen und Kosten verbunden. Gerade die Installation und Aufrechterhaltung von Wasserinfrastrukturen kann meist nur im Kollektiv angegangen werden – traditionell im Dorfkollektiv, das aber mehr und mehr durch Angebote bzw. Gelder des pakistanischen Staats ergänzt wurde, die über lokale Regierungsvertreter (gewählte Politiker sowie Bürokraten) bewilligt werden. Trotz der Idee einer öffentlichen Daseinsvorsorgepflicht (d.h. die staatliche Aufgabe zur Bereitstellung der für ein menschliches Dasein als notwendig erachteten Güter und Leistungen) wird eine öffentliche Grundversorgung mit Wasser dennoch – oder deswegen – nur teilweise, und in verschiedenen Stadtteilen ungleichmäßig und unregelmäßig, erfüllt. In unterschiedlichen (alten) Dörfern und (neuen) „Colonies“, aus denen sich die Stadt Gilgit mittlerweile zusammensetzt sowie in den einzelnen Haushalten, gibt es daher sehr unterschiedliche Praktiken, wie Wasser organisiert wird.

Daher möchte ich im Vortrag der Idee von Selbstbestimmung nachgehen, die insbesondere als politisches Gut und Recht angestrebt wird, die sich aber im Alltag - um (gut) leben zu können - als Pflicht oder Zwang sich zu engagieren äußert. Hieraus ergeben sich Fragen danach, wie Wasser und Wasserinfrastrukturen organisiert werden können, aber auch, wem ein Recht auf die Stadt und die lokalen Ressourcen zu-, und wem es abgesprochen wird, und welche Konsequenzen sich daraus im Alltag und in der Strukturierung der Stadt ergeben. 

Wann?     Montag, 20. April 2015 , 18.15 Uhr
Wo?         Institut für Ethnologie, Oettingenstraße 67, 80538 München
                Raum L155 (Obergeschoss) Lageplan

 

Für die Veranstaltungsreihe hat Herr Prof. Dr. Frank Heidemann in diesem Semester ein vielseitiges Programm mit interessanten Themen und ReferentInnen zusammengestellt.

Mehr Informationen über Vorträge und Tagungen am Institut für Ethnologie für das Sommersemester 2015 finden Sie unter  „Veranstaltungen".

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