Ethnologie
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Vortrag: "Ethnologie und Politische Ökologie"

Am Montag, den 07. Februar 2011 geht Dr. Ursula Münster der fachgeschichtlichen Entwicklung der Umweltethnologie nach und zeigt auf, welche Beiträge sie für eine politische Ökologie geleistet hat und leisten kann.

07.02.2011

Dr.  Ursula Münster (Ethnologie, LMU München):

Ethnologie und Politische Ökologie

Die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt gehört seit der Entstehung des Faches zu den zentralen Gegenstandsbereichen der Ethnologie. In der klassischen Phase der Ethologie ging man von „Natur“ als biophysisch gegebenem System einer Landschaft aus, an das sich Gesellschaften und Gemeinschaften wirtschaftlich (und weltanschaulich) anpassen mussten. Neuere Arbeiten der Umweltethnologie betonen die Untrennbarkeit von Natur und Gesellschaft. Jegliche Umweltbedingungen, Umweltveränderungen und so auch die 'Wildnis' in Natur¬reservaten, werden als Produkte menschlicher Interaktion aufgefasst, geschaffen durch mensch¬liche Konzeptualisierung, Aktivität und Regulierung.

Das interdisziplinäre Feld der politischen Ökologie entwickelte sich Mitte der 1980er Jahre aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Wichtige Anregungen und theoretische Impulse kamen vor allem aus der Geographie, Soziologie, Ethnologie, Umweltgeschichte sowie den Development Studies. Politische Ökologie inkorporiert Ansätze der politischen Ökonomie und der Globalisierungs¬forschung um zu zeigen, dass Umweltzerstörung und planetarische Krisen¬situationen nicht allein mit 'apolitischen' ökologischen oder demographischen Faktoren (z.B. Klimawandel oder Überbevölkerung) erklärt werden können, sondern dass politische und ökonomische Dimensionen mit ungleicher Verteilung von Macht und Ressourcen entscheidend dazu beitragen. Dies bringt eine kritische Perspektive auf soziale Ungleichheit, Marginalisierung, Kontrolle über und Zugang zu natürlichen Ressourcen mit sich. Globaler Kapitalismus hat ebenso einen Einfluss auf die ökologischen Bedingungen vor Ort wie die modernen Entwicklungs¬regime, Umweltschutz¬maßnahmen und politischen Prozesse postkolonialer National¬staaten.

In diesem Zusammenhang fragen Autoren beispielsweise nach den lokalen Auswirkungen von Ressourcenabbau (Erdöl, Abholzung der Wälder, Überfischung) oder den Folgen von industrialisierter Landwirtschaft (Massentierhaltung, genmanipulierte Saaten, Überdüngung) für Mensch und Umwelt. Andere Arbeiten untersuchen die Rezeption von transnationalen Umweltschutzdiskursen, -Regelungen und -Institutionen auf lokale Realitäten. Welche Konflikte entstehen durch Einschränkungen im Zugang zu „global commons“ wie Wasser, sauberer Luft, Wald- und Weideland für lokale Gemeinschaften?  Wer profitiert, wer verliert? Wie und zu welchem Zweck werden „grüne Diskurse“ von lokalen Akteuren angeeignet? Welche Formen nehmen neue Umweltschutz- und Protestbewegungen an? Werden durch globale Ideologien des Umweltschutzes neue Subjektivitäten erschaffen?

Insbesondere die Ethnologie ist methodisch sehr gut gerüstet, um hier interessante Einblicke liefern: in den letzten Jahren entstanden zukunftweisende Ethnographien, welche eine „klassische“ Umweltethnologie um kritische Aspekte der Globalisierung ergänzen. In diesem Vortrag möchte ich der fachgeschichtlichen Entwicklung der Umweltethnologie nachgehen und reflektieren, welche Beiträge sie für eine politische Ökologie geleistet hat und leisten kann.

Wann? Am Montag, den 07.02.1011, 18.15 - 19.45 Uhr

Wo? Edmund-Rumpler-Str. 13, B 117


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